Armutsbetroffene Frauen stärken

Nach wie vor gibt es viele Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen. So sind Frauen häufiger von Armut betroffen   als Männer. Am Wochenende vom 29. und 30. Januar sammelt Caritas Luzern für Betroffene.

Von Sara Bagladi/Caritas Luzern |  13.01.2022

In einem der «Mamamundo»-Geburtsvorbereitungskurse, die von Caritas Luzern geleitet werden. Bild: Mamamundo Bern

«Wäre da nicht meine Nachbarin, die Ben an zwei Tagen in der Woche kostenlos hütet, würden die Kita-Kosten das Fass zum Überlaufen bringen», sagt Klara (Namen geändert). Seit der Vater des Dreijährigen der Familie den Rücken gekehrt hat, ist Klara auf sich alleine gestellt. Auch finanziell. Obwohl sie täglich Büros putzt, reicht ihr Einkommen kaum. 

So wie Klara geht es vielen alleinerziehenden Frauen. Frauen sind stärker von Armut betroffen als Männer.  Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen, Diskriminierungen, Rentenlücken und mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind immer noch eine Realität. Studien zeigen, dass Frauen mit Kindern stärker von den negativen Auswirkungen des Lockdowns betroffen sind. Die Armutsquote von Frauen liegt in der Schweiz bei 9,1 Prozent, diejenige von Männern bei 8,4 Prozent. 

Teure Wohnung

Den Löwenanteil von Klaras Haushaltsbudget frisst die Miete. Caritas Luzern unterstützt sie finanziell, wenn unvorhergesehene Ausgaben wie Krankheitskosten anfallen. «Der Schimmel in unserer Wohnung setzt Ben arg zu. Er ist ständig krank.» Der Einkauf im Caritas-Markt entschärft Klaras prekäre Situation zusätzlich.  Das Thema des diesjährigen Caritas-Sonntags lautet deshalb: «Frauen sind stärker von Armut betroffen als Männer ». Die Kollekte aus den Gottesdiensten vom 29. und 30. Januar fliesst in Projekte von Caritas Luzern, die Frauen stärken. 

Fuss fassen in der Arbeitswelt

Dazu gehören etwa die Alphabetisierungs- und die Deutschkurse für Migrantinnen mit Kinderbetreuung. Sie unterstützen die Frauen in der sprachlichen, sozialen und beruflichen Integration.  In den Geburtsvorbereitungskursen von «Mamamundo» erfahren zugewanderte Frauen von Hebammen, unterstützt von Dolmetscherinnen der Caritas Luzern, alles rund um die Schwangerschaft, die Geburt, das Wochenbett, ihre Rechte und das Schweizer Gesundheitssystem. Ein weiteres Angebot: Schulschwache haben es oft schwer, eine Lehrstelle zu finden. Die Caritas Luzern bietet darum seit rund 20 Jahren Attestausbildungen in den verschiedensten Berufsfeldern an. Aktuell sind knapp die Hälfte der Lernenden junge Frauen. 

Kollekte für die Caritas

Die Kollekte aus den Gottesdiensten am Wochenende vom 29. und 30. Januar ist für die Caritas Luzern bestimmt, das Hilfswerk der katholischen Kirche im Kanton Luzern. Die Spenden kommen dieses Jahr armutsbetroffenen Frauen aus der Region zugute. Seit Beginn der Armutsmessung seien Frauen stets häufiger von Armut betroffen als Männer, schreibt Caritas. Einer der Gründe laut dem Hilfswerk: Der Entscheid zur Erwerbstätigkeit bei der Familiengründung sei immer noch wesentlich vom Lohn und somit vom Geschlecht abhängig. Mehrheitlich reduzierten Frauen ihr Erwerbspensum und übernähmen einen Grossteil der unbezahlten Haus- und Betreuungsarbeit. «Dadurch tragen sie auch das Armutsrisiko», erklärt Caritas. do