Asers Weg zurück ins Leben

Aser (2) hat schweres Asthma. Nach einem besonders heftigen Anfall ist er zwei Wochen auf der Intensivstation. Die Behandlung im Kinderspital gibt seinen Eltern Hoffnung.

Von Inge Günther (Kinderhilfe Bethlehem) |  14.12.2023

Die regelmässige Kortison-Behandlung im Spital bleibt dem asthmakranken Aser (2 Jahre) nicht erspart. Bild: Meinrad Schade

Aser mag keine Spritze. Schluchzend greift er seinem Vater in den Bart. Der zweijähriger Bub versteht nicht, dass die monatliche Kortison-Injektion 
lebensnotwendig ist. Einen derart schweren Fall von Asthma habe er noch nie erlebt, sagt Dr. Ra’fat Allawi, der einzige pädiatrische Pneumologe in Palästina. Antihistamin-Spray und Sauerstoffmaske reichten da nicht aus. Nur mit einer zehnfach erhöhten Kortison-Dosis lasse sich Asers extreme Reaktion auf alles, was sein Körper als fremd erkennt – Gras, Smog, Mückenstich – unter Kontrolle bringen.

«Ein heikler Eingriff»

Eine solch hohe Dosis wird nur in Ausnahmefällen verabreicht. Jedoch nahmen Ärzte und Eltern dies in Kauf, denn es zählt einzig, dass Aser lebt, und das meist recht vergnügt. Er hat ein unwiderstehliches Lachen, das für sein Alter erstaunlich rau klingt. Vermutlich eine Folge der langen Zeit, in der er künstlich beatmet werden musste.
Just an seinem ersten Geburtstag hatte sich die reaktive Atemwegserkrankung akut verschlimmert. Der Junge musste umgehend intubiert werden. «Die Entscheidung, ihn maschinell 
zu beatmen, war nicht leicht. Für ein Kleinkind ist dies ein massiver und heikler Eingriff», erinnert sich Dr. Ra’fat, wie ihn alle im Kinderspital Bethlehem nennen. «Aber sonst wäre er gestorben.»

Normales Leben möglich

Auch so war es ein langer Kampf um Leben und Tod. Jene 17 Tage, die Aser als fiebriges Bündel auf der Intensivstation lag, stand seine Mutter Rawan in der Mütterabteilung des Kinderspitals gleich nebenan durch. Für sie ein Trost. «Ich musste nur die Tür öffnen und war meinem Sohn nahe.» Nach zwei Wochen trat endlich Besserung ein. «Es schien wie ein Wunder», berichtet Dr. Ra’fat. Ein Wunder, das freilich nicht vom Himmel fiel, sondern viel mit der Ausstattung des Kinderspitals, der Expertise und dem Teamgeist des Personals zu tun hat. Wenn Asers Zustand sich weiter stabilisiert, hofft der Arzt, das Kortison im nächsten Jahr absenken zu können. Zumal die Steroide, die sein Immunsystem ruhigstellen, gleichzeitig aggressives Verhalten begünstigen. Manchmal leidet darunter auch Asers Zwillingsbruder Adam, ein gesunder, aufgeweckter Junge. Ohnehin dreht sich das Familienleben um Asers Krankheit.

Aser braucht mindestens zweimal täglich den Asthma-Spray und viermal die Sauerstoffmaske. Selbst in der Nacht kontrollieren die Eltern den Oxygen-Gehalt in seinem Blut. Doch Dr. Ra’fats Prognose macht ihnen Mut. «Leicht wird es nicht», stellt er fest. Inhalationsmittel werde Aser auch als Erwachsener brauchen. «Aber er wird ein normales Leben führen können.»
 

Betreuung trotz Krieg

Die Kinderhilfe Bethlehem mit Sitz in Luzern betreibt das Kinderspital im Westjordanland. Zehntausende Kinder werden dort jährlich behandelt, unabhängig von Herkunft und Religion. Infolge des Krieges ist der uneingeschränkte Zugang zum Kinderspital für die Patient:innen und Mitarbeitenden nicht mehr gewährt. Das Spital versucht mit einer Hotline und durch direkte Kontaktaufnahme die medizinische Betreuung zu garantieren. 

Kollekte in den Weihnachtsgottesdiensten zugunsten der Kinderhilfe Bethlehem