Bis an den Rand des Lebens

Da sein am Kranken- und Sterbebett, Angehörige entlasten: Das will der Verein «Begleitung Schwerkranke Luzern und Horw», den es seit Anfang Jahr gibt. Er ist eine von rund 30 solcher Gruppen im Raum Luzern.

 

Von Dominik Thali Do |  28.01.2022

Wenn das Leben sich dem Ende zuneigt, sind die Freiwilligen von Sterbe­begleitgruppen da. Bild: Dominik Thali

«Wir versuchen, einfach da zu sein bei einem schwerkranken oder sterbenden Menschen», sagt Marietta Schnider-von Rotz (59). Sie teilt sich das 40-Prozent-Pensum der Stellenleitung des neuen Vereins mit Giorgina Domann-Modolo (36).

«Begleitung Schwerkranke Luzern und Horw» ist der Zusammenschluss der Sterbebegleitgruppe Horw und der Luzerner Vereinigung zur Begleitung Schwerkranker. Der Horwer Verein wurde 1991, der Luzerner 1997 gegründet. Horw hatte die Einsatzleitung schon vor zwei Jahren an Luzern übergeben, weil der Verein den Aufwand nicht mehr leisten konnte und der Vereinszweck der gleiche ist.

Steigende Stundenzahlen

Letztes Jahr begleiteten die 26 Freiwilligen der damals noch zwei Vereine 63 Personen zu Hause, in einem Heim oder in der Klinik St. Anna. Das ergab rund 1700 Einsatzstunden, so viele wie seit vier Jahren nicht mehr. Der Dienst ist unentgeltlich. Spenden finanzieren das Angebot, einen wichtigen Beitrag leisten die Kirchen. Mit der Spitex und deren Brückendienst arbeitet der Verein zusammen.

Die Begleitpersonen arbeiten ohne Lohn; der Grundkurs (siehe Kasten) wird ihnen ab einer bestimmten Anzahl Einsatzstunden finanziert. Freiwillige zu finden sei «nicht einfach», sagt Marietta Schnider-von Rotz, die über Erfahrungen mit Sterben und Tod im eigenen Umfeld zum Verein stiess. Sterbebegleitung sei allerdings keine Altersfrage, auch eher junge Personen stellten sich zur Verfügung.

«Ein Gespür haben»

Die gelernte Fotofachangestellte Giorgina Dommann-Modolo kam über ihren Zweitberuf Betreuung zu ihrer jetzigen Tätigkeit. Sie ergänzt: «Man muss ein Gespür dafür haben, was ein schwer kranker oder sterbender Mensch und seine Angehörigen brauchen und sich selbst ganz zurücknehmen können.» Wichtig sei «eine helfende Person an der Seite, die in dieser sensiblen Situation einfach nur für jemanden da ist».

Marietta Schnider-von Rotz pflichtet ihr bei: Im Gespräch mit Angehörigen spüre sie immer wieder, welche grosse Hilfe die Freiwilligen des Vereins in dieser Hinsicht leisteten. «Das ist für mich selbst eine grosse Motivation.»

Grundkurs ist Pflicht

Begleitpersonen von Schwerkranken und Sterbenden besuchen als Vorbereitung für ihren Dienst einen Grundkurs und machen ein Praktikum. Diese Anforderung hat der neue Verein «Begleitung Schwerkranke Luzern und Horw» von seinen Vorgängervereinen übernommen. Sie gilt in der Regel auch für andere Begleitgruppen im Kanton Luzern.

Hier bietet die Caritas Luzern, Partnerin der katholischen Kirche, seit 20 Jahren den Kurs «Begleitung in der letzten Lebensphase» an. Über 1100 Personen haben diesen seither besucht. Kursleiter Thomas Feldmann begleitet zudem die Einsatzleitenden der Begleitgruppen fachlich und unterstützt sie in der Vereinsorganisation.do