Damit Feiern möglich bleibt

Jeweils am ersten Wochenende im neuen Jahr wird die sogenannte Epiphaniekollekte eingezogen. Diese kommt der Inländischen Mission zugute, die damit Kirchensanierungen unterstützt. 

Von Regula Pfeifer (kath.ch) / Sylvia Stam |  29.12.2022

In ihrer Blütezeit griff die Inländische Mission über 200 Diaspora-Pfarreien in reformierten Kantonen unter die Arme, berichtet deren Geschäftsführer Urban Fink. Bild: Regula Pfeifer

Die Inländische Mission wurde 1863 gegründet mit dem Ziel, in den ka­tholischen Stammlanden Geld zu sammeln, um die Katholikinnen und Katholiken in der Diaspora zu unterstützen. Also in den Kantonen Zürich, Bern, Appenzell Ausserrhoden, Waadt, Neuenburg und Genf, aber auch in Teilen der Kantone Aargau, Thurgau, St. Gallen und Graubünden. Gründer des katholischen Hilfswerks war der Zuger Arzt Johann Melchior Zürcher-von Deschwanden (1821–1902). Er sah, dass mehrheitlich Ka­tholikinnen und Katholiken aus der Unterschicht abwanderten. In den aufstrebenden reformierten Kantonen entstanden so nach und nach Missionsstationen, und daraus katholische Pfarreien, die von der Inländischen Mission unterstützt wurden. Denn die katholische Kirche war in den reformierten Kantonen lange nicht staatlich anerkannt und konnte deshalb keine Kirchensteuern erheben. Die Inländische Mission griff in ihrer Blütezeit über 200 Pfarreien und weiteren über 100 Aussenstationen unter die Arme. «1963 hat Zürich als letzter Kanton in der Deutschschweiz die katholische Kirche anerkannt», erzählt Urban Fink. Und damit habe es einen «völligen Wechsel» gegeben. Aus den früher armen Pfarreien entwickelten sich nun wohlhabende Landeskirchen.

Tessin und Romandie

Heute unterstützt die IM primär kirchliche Einrichtungen in Bergkantonen, im Tessin und in der Westschweiz, hier vor allem in den Kantonen Neuenburg und Genf, wo Staat und Kirche getrennt sind. Unterstützung erhält insbesondere die Kirche im Kanton Neuenburg, der es laut Fink massiv an Geld mangelt. Auch bei Seelsorgeprojekten in Genf und Freiburg greift die IM gezielt unter die Arme.

Hilfe leistet die IM auch im Wallis – und zwar für überpfarreiliche Aufgaben. Grund dafür: Im Wallis gibt es keine Kirchgemeinden mit Kirchensteuern. Von den Pfarreien fliesst kein Geld zum Bischof. Die Pfarreien finanzieren mit Hilfe der Einwohnergemeinden nur ihre örtlichen Ausgaben. Zwar zahlt der Kanton Wallis einen Beitrag an das Bistum Sitten. «Aber zusammen mit der jährlich an Allerheiligen eingezogenen Kollekte für das Bistum Sitten reicht das nicht, sämtliche Bistumsaufgaben zu finanzieren», sagt Urban Fink.

Bei der Bistumsfinanzierung in Sitten gebe es Handlungsbedarf. Denn ei­gentlich sei es nicht die Aufgabe der Inländischen Mission, Leistungen zu erbringen, die, wie andernorts üblich, von den Pfarreien her mitfinanziert werden sollten.

In Luzern nur Einzelfälle

«Im traditionell katholischen Kanton Luzern war eine finanzielle Unterstützung im grossen Stil nicht nötig», sagt Urban Fink, auch wenn die Landeskirche Luzern erst 1970 gegründet wurde. Dennnoch hat die IM auch hier in Einzelfällen mit der Epiphaniekollekte Unterstützung geleistet, so etwa bei den Kirchenrenovationen in Kleinwangen (1975), in Hergiswil bei Willisau (1980) und im Bramboden (1995). «Kleine Kirchgemeinden können solche Projekte oftmals nicht stemmen», erläutert Fink. Das gilt auch für eines der Projekte, dem die diesjährige Epiphaniekollekte zugutekommt: die Pfarrkirche von Silenen UR (siehe Kasten).

Gottesdienste feiern

Damit Geld für eine Sanierung gesprochen wird, «muss das Gotteshaus regelmässig für Gottesdienste genutzt werden», erklärt Fink das wichtigste Kriterium. Darüber hinaus braucht es den Nachweis, dass die Kirchgemeinde oder Kapellgenossenschaft über zu wenig Eigenmittel verfügt. Bei der Epiphaniekollekte – eine von den Bistümern vorgeschriebene Pflichtkollekte – entscheiden die Bistümer, welchem Projekt das Geld zugutekommen soll. «Jedes der sechs Bistümer kann alle zwei Jahre ein Projekt vorschlagen. Manche Deutschschweizer Bistümer stehen zugunsten der latei­nischen Kantone zurück», sagt Fink.

Nebst der Epiphaniekollekte vergibt die IM auch Darlehen und Beiträge «à fonds perdu». Über diese entscheidet die Inländische Mission selber. «Bei uns melden sich Kirchgemeinden, Pfarreien, Kapellgenossenschaften und Klöster», sagt Urban Fink. 

Über Kirchensanierungen hinaus finanziert das Hilfswerk mit Sitz in Zofingen jährlich 50 bis 80 Seelsorgeprojekte in der ganzen Schweiz. So etwa das alljährliche Ranftreffen von Jungwacht Blauring, das christliche Festival Metanoia, Weltjugendtreffen von Jugendlichen oder Projekte für Randständige. 

Die Klosterkirche in Appenzell. | Bild: Inländische Mission

Die Kirche in Genf Cointrin. | Bild: Inländische Mission

Die Kirche Silenen. | Bild: Inländische Mission

 

Hilfe für drei Kirchen

Die Epiphaniekollekte 2023 kommt folgenden drei Kirchen zugute:

Pfarrkirche in Silenen

Der lichtdurchflutete Barockbau im Urner Reusstal wurde 1756 eingeweiht. Nach einem Gewölbeschaden wurde sie 2019 notfallmässig gesichert und 2022 dringend innen renoviert. Das übersteigt die finanziellen Möglichkeiten der Kirchgemeinde, die nur 1100 Mitglieder zählt: 560 000 Franken fehlen noch. 

Klosterkirche in Appenzell

Eine kirchliche Stiftung trägt seit 2008 das ehemalige Kapuzinerinnenkloster in Appenzell. Freiwillige führen das Gästehaus und weitere Räume als Treffpunkt. Damit Ruhe und christliche Spiritualität erhalten bleiben, braucht es eine Totalsanierung von 1,4 Millionen Franken. Das kann die Stiftung alleine nicht stemmen. 

Kirche in Cointrin

Die Marienkirche in der Nähe des Genfer Flughafens wurde 1937 als Notkirche eingeweiht. Nun ist die in Holz erstellte Kirche innen dringend renovationsbedürftig, sie soll zudem heller werden. Von den 900 000 Franken sind 400 000 noch nicht gedeckt. Die Kapelle hat für Cointrin die Bedeutung einer Pfarrkirche.