«Das bringt mich auch persönlich weiter
Die Ausbildung zur Katechetin fordere sie inhaltlich und geistig, sagt Anita Jenni aus Escholzmatt, und es gehe nicht ohne Auseinandersetzung mit der eigenen Person. «Das sind wir den Schülerinnen und Schülern auch schuldig.»
«Wenn du mit dem Herz dabei bist, ist das ein Gewinn»: Anita Jenni, Katechetin in Ausbildung, auf ihrem Hof in Escholzmatt. Bild: Annalies Studer
«Das ist etwas für dich», sagte eine Kollegin aus der Kinderliturgiegruppe vor mehr als vier Jahren zu ihr, als es darum ging, die Stelle der Katechetin wieder zu besetzen. Anita Jenni fand den Gedanken an eine Ausbildung erst absurd, ihr jüngstes Kind war noch nicht einmal im Kindergarten. Aber die Idee liess sie nicht mehr los. Im Oktober 2018 begann sie den Bildungsgang zur Katechetin nach ForModula in Luzern. Die Bäuerin mit Landwirtschaftsbetrieb und siebenköpfiger Familie in Escholzmatt steht heute kurz vor ihrem Abschluss.
«Etwas, das mir guttut»
Es kam ihr entgegen, dass die Ausbildung vor allem die Abende betraf. Die Arbeiten schrieb sie, wenn die Kinder in der Schule waren, das Zeitmanagement musste sie erst lernen. Eine schwierige private Situation verlangte dann plötzlich viel von ihr ab. Im Nachhinein sieht Jenni aber, wie wertvoll es war, sich trotzdem die Zeit zu nehmen, etwas nur für sich zu tun. Etwas, das sie auch weiterbringe. Wenn sie nicht mit der Ausbildung begonnen hätte, hätte sie wohl nie den Mut gehabt zu sagen: «So, Montagabend, halb fünf, jetzt schaut ihr selbst, und ich mache etwas, das mir guttut.»
Am meisten Respekt hatte Jenni vor dem verstaubten Bild der Religionslehrerin. Was, wenn in der Ausbildung konservative Haltungen auftauchen, hinter denen sie nicht stehen könnte? Sie war dann aber stark beeindruckt, wie frei die Teilnehmer*innen hier seien. «Manchmal ist man sehr festgefahren in der Meinung, hat das Gefühl, es ist nur so oder so. Da musst du dann eben mal in die Stadt, um zu merken: Es geht auch anders.» Anita Jenni lacht herzhaft.
Mit Tiefgang
Sie habe die Ausbildung immer als aufbauend und unterstützend erlebt. «Mir hat jedes Modul viel gegeben. Auch persönlich.» Ebenso betont sie die Tiefe, die das Ganze über die Jahre bekommen konnte: «Dafür brauchst du Zeit, das machst du nicht beim Kartoffeln-Rüsten. Das gibt Boden, das ist wertvoll. Nebst den Abschlüssen natürlich.»
Den «Pfupf» für ihre Arbeit nimmt Jenni auch aus dem Netzwerk, das während der Ausbildung entstand. «Wenn wir einander aufbauen, helfen und unterstützen, dann trage ich diesen Pfupf auch weiter in die Pfarrei. Da haut dich dann nicht so schnell was um. Der Zusammenhalt stärkt extrem, wenn du ein paar Menschen um dich hast, die am gleichen Karren ziehen.»
Katechetin/Katechet werden
Der Bildungsgang Katechese ist eine berufsbegleitende Ausbildung auf gesamtschweizerischer Ebene, an der sich der Kanton Luzern beteiligt. Sie dauert in der Regel dreieinhalb Jahre und startet dieses Jahr wieder. Informationen dazu gibt es an einem Abend Ende Januar, der sich in erster Linie an
katholische Frauen und Männer
im Kanton Luzern richtet, die den Beruf der Katechetin/des Katecheten neu ausüben möchten.
Montag, 31. Januar 2022, 19.30–21 Uhr, kath. Landeskirche, Abendweg 1, Luzern | Anmeldung nicht erforderlich, aber hilfreich