Das grosse Luzerner Orgelbrausen
Denkmalpflege betrifft nicht nur Gebäude. Sondern auch Orgeln. Ein neues Buch dokumentiert deren Bestand im Kanton Luzern, erklärt, wer ihn pflegt, und lässt erahnen, was ihn gefährden kann.
Die Orgel in der Stiftskirche Beromünster. Bild: Kantonale Denkmalpflege
Kirche und Orgel: Das gehört untrennbar zusammen. «Orgeln sind ein eigenständiges Kulturgut», sagt die kantonale Denkmalpflegerin Cony Grünenfelder. «Und sie sind untrennbar mit dem Raum und dem Gebäude, in dem sie stehen, und dessen Geschichte verbunden.»
Jetzt zeigt ein Buch, wo und wie es orgelt im Kanton Luzern: «Die Orgel in Raum und Zeit» gibt einen bebilderten Überblick über die hier bekannten fast 190 Kirchen- und gut 50 Kleinorgeln und macht Ausführungen zur Geschichte der Orgel, des Orgelbaus und der Orgeldenkmalpflege. Auch regionale Besonderheiten fehlen nicht. Wer etwa weiss schon, dass die Chororgel der Klosterkirche Eschenbach in einem ehemaligen Beichtstuhl steckt? Und: Der Kanton Luzern ist auch Standort bekannter Orgelbau-Firmen wie Goll (Luzern), Graf (Sursee) oder Pürro (Willisau).
Den Schatz pflegen
Grundlage für das neue Buch ist die online verfügbare Datenbank des Orgeldokumentationszentrums (ODZ), das der Hochschule Luzern – Musik angegliedert ist. Dessen Leiter Marco Brandazza trägt für das ODZ seit 2007 das verfügbare Wissen zusammen. Luzern ist einer von erst wenigen Kantonen, die ihren Orgelbestand darin erfasst haben. Datenbank und Buch ergänzen sich; Letzteres führt dank der herausragenden Bebilderung den Wert des Orgelschatzes im Kanton Luzern einer breiten Öffentlichkeit vor Augen.
Die Orgel in der Kirche des ehemaligen Klosters St. Urban. | Bild: Kantonale Denkmalpflege
Dies ist auch notwendig. Orgeln, vorab jene in den Kirchen, sind zwar gut geschützt. Aber die Verbundenheit der Menschen mit der Kirche schwindet, was die selbstverständliche Orgelpflege zumindest nicht mehr selbstverständlich macht. Die Autorinnen und Autoren erklären das am Beispiel der Kirchenchöre, von denen sich immer mehr auflösen. Deren Leitungen, früher meist Dirigierende und Organist/Organistin zugleich, probten mit den Chören, spielten Orgel und pflegten das Instrument. Die neueren Projektchöre singen (wieder) im Chorraum der Kirchen und trennen sich damit räumlich von den Orgeln.
«Damit geht einher, dass sich die Gemeindemitglieder mit ‹ihrer› Orgel immer weniger identifizieren», heisst es in dem Buch. Und: «Zu fürchten ist, dass es bald niemanden mehr gibt, der ‹zur Orgel schaut›, kleine Störungen behebt, grössere Schäden abwendet und die Zungen für den Festtag stimmt.»
Sursee fördert Nachwuchs
Es gibt freilich Initiativen, das Interesse für die Orgel neu zu wecken. Etwa die Orgelschule Sursee, die es seit zwei Jahren gibt und die von der Pfarrei und Kirchgemeinde sowie der Landeskirche unterstützt wird. Hier können speziell Kinder dank des neu entwickelten Kinderpedals die Orgel als Erstinstrument wählen.
«Die Orgel in Raum und Zeit. Eine Bestandesaufnahme im Kanton Luzern» | 152 Seiten, reich bebildert | Bezug: Bildungs- und Kulturdepartement, Denkmalpflege und Archäologie, Libellenrain 15, 6002 Luzern oder über
da.lu.ch