Das Licht, das vom Frieden kündet
1993 kam das Friedenslicht aus Bethlehem erstmals in die Schweiz. Seit sieben Jahren organisiert ein Komitee die Ankunft per Schiff in Luzern und die Weiterfahrt zu den Uferpfarreien des Vierwaldstättersees.
Ankunft des Friedenslichts in Luzern Bild: Eveline Beerkircher 2019
«Das Friedenslicht lebt vom Engagement einzelner Menschen», sagt Sonja Hablützel. Die Ebikonerin ist im OK des Friedenslichts Zentralschweiz für die Kommunikation verantwortlich. «Die Übergabe des Friedenslichts vor dem KKL in Luzern ist immer ein sehr stimmungsvoller Event: Das schön geschmückte Schiff kommt von der Hofkirche her.»
Beim KKL Luzern wird mit dem Friedenslicht ein Feuer entfacht, ehe es an die Bevölkerung weitergegeben wird. | Bild: Sonja Hablützel 2019
Auf dem Schiff sei eine Gruppe ausgewählter Kinder, die das Licht zuvor in Zürich abgeholt hat. «Am Europaplatz angekommen, entzünden sie ein Feuer in einer Schale, bevor sie das Friedenslicht der Bevölkerung weitergeben», ergänzt Franziska Humbel, ebenfalls Mitglied im OK. Sie ist zusammen mit dem früheren Buochser Pfarrer Josef Zwyssig Initiantin des Friedenslichts Zentralschweiz. Eine grosse Menschenmenge warte jeweils vor dem KKL. «Sie schätzen das Licht als Zeichen der weltweiten Verbundenheit», so Humbel, die als Pastoralassistentin in Buochs tätig ist. «Gerade in der Corona-Zeit war dies für viele Menschen wichtig.»
Luzia, die Lichtträgerin
Unter den Wartenden beim KKL sind viele Familien und Einzelpersonen, aber auch Katechetinnen, Sakristane, Ministrantinnen, Jugendgruppen oder Seelsorgerinnen. Eine Umfrage unter den Luzerner Pfarreien zeigt, dass der Brauch weit verbreitet ist. Die Wege, wie das Licht zu den Menschen in den Pfarreien gelangt, sind kreativ und vielfältig.
«Sie schätzen das Licht als Zeichen der weltweiten Verbundenheit.»
Franziska Humbel
Luzia Wirz-Emmenegger zum Beispiel, Katechetin im Pastoralraum Kriens, holt das Friedenslicht seit Jahren persönlich ab. «Ich heisse Luzia, die Lichtträgerin!», entgegnet sie lachend auf die Frage, weshalb ihr das so wichtig ist. «Ich finde die Idee des Lichts, das weiterverschenkt wird, sehr schön und sinnvoll», sagt Wirz. Sie kommt meist zusammen mit zwei Kolleginnen aus der Pfarrei zum KKL. Zu Fuss bringen sie das Licht in die drei Krienser Pfarreien.
Die Laternen von Claudia Fischer (links) und Silvia Weibel aus Kriens sind wetterfest. | Bild: Luzia Wirz-Emmenegger
In der letzten von deren Kirchen feiern sie zusammen mit den Erstkommunionkindern eine Andacht, bevor diese das Licht nach Hause nehmen. Schlechtes Wetter kann den Lichtträgerinnen nichts anhaben: «Wenn es regnet, dann regnet’s halt», ist ihre Devise. Die mitgeführten Sturmlaternen seien wind- und wetterfest. Bislang sei noch keine Kerze unterwegs erloschen.
Pastoralraumgefühl stärken
Auch in den Pastoralraum Emmen-Rothenburg gelangt das Friedenslicht dieses Jahr auf dem Fussweg. «Uns ist es wichtig, dass Jugendliche das Friedenslicht bringen», sagt Alfredo Marku, der seit diesem Jahr zusammen mit Edgar Walter als Jugendarbeiter im Pastoralraum tätig ist. «Eine Gruppe von Ministrant*innen wird das Licht bei der Ankunft in Luzern holen und in Laternen zu Fuss in die Kirche St. Maria bringen.» Das sind rund viereinhalb Kilometer.
«Wenn Junge sie etwas cool finden, ist ihnen kein Weg zu weit.»
Alfredo Marku
Hier werden sie von den Firmand*innen erwartet. Nach einer gemeinsamen Andacht bringen diese das Licht ebenfalls zu Fuss in die anderen vier Kirchen des Pastoralraums. Ein Fussmarsch sei für Jugendliche durchaus cool, so Marku: «Es ist dunkel, man hat eine Laterne dabei, beim Laufen ergeben sich oft gute Gespräche.» Und er würde sich freuen, wenn sie dabei feststellen, dass die Distanzen «eigentlich gar nicht so weit sind». Die beiden Jugendarbeiter möchten damit auch Brücken bauen, indem sie das Gefühl für den Pastoralraum stärken: «Die Jungen sollen erfahren, dass zwischen den einzelnen Pfarreien Geh-Distanzen sind. Wenn sie etwas cool finden, ist ihnen kein Weg zu weit.»
Lichterweg dank Corona
Nach Willisau wird eine freiwillige Person das Licht aus Luzern oder Ufhusen, einer von zahlreichen Stützpunkten im Kanton Luzern, bringen. Vor Ort führt auch dieses Jahr am Abend der Ankunft ein Lichterweg zum Friedenslicht in der Pfarrkirche. Etwa 250 Kerzli in Gläsern würden durch den Pfarreirat vom Brunnen vor der Kirche über die Treppe bis zum Eingang aufgestellt.
In Willisau führt ein Lichterweg in die Pfarrkirche, wo das Friedenslicht abgeholt werden kann. | Bild: Monika Steiger
«Den Lichterweg haben wir wegen der Corona-Pandemie eingeführt. Das Friedenslicht wurde davor jeweils zuerst ins Pfarrhaus gebracht, wo man es während zwei Stunden bei Kaffee und Kuchen abholen konnte», erzählt Ruth Chappuis-Kühne, die den Pfarreirat als Freiwillige unterstützt. «Wegen Corona wurde das Friedenslicht die letzten zwei Jahre direkt in die Kirche gebracht. Der Lichterweg zeigte den Leuten, wo sie es abholen konnten.» Weil das so schön war und auf Anklang stiess, behalte man diese Tradition nun bei.
Ankunft in Luzern
Das Friedenslicht kommt am Sonntag, 11.12. beim KKL Luzern an:
- ab 16.00: Eintreffen der Stützpunktdelegationen, Verkauf der Lichtträger zugunsten der Stiftung «Denk an mich»
- 17.00–17.30: Ankunft des Friedenslichts mit dem Schiff, Lichtweitergabe an die Anwesenden
- 17.20: Abfahrt von drei Schiffen zu den Uferpfarreien und -Kaplaneien der Innerschweiz
Der weite Weg des Lichts
Die Idee zum Friedenslicht entstand 1986 beim österreichischen TV-Sender ORF. Vor 30 Jahren kam es erstmals durch zwei Privatpersonen in die Schweiz. Das Licht wird jeweils von einem Kind in der Geburtskirche in Bethlehem entzündet und dann in einer speziellen Laterne mit dem Flugzeug nach Wien gebracht. Dieses Jahr kommt es von Wien mit dem Flugzeug nach Zürich. Eine Zentralschweizer Delegation holt es von dort nach Luzern. Andere Hauptstützpunkte sind Zürich, Basel und Freiburg. Seit sieben Jahren organisiert das OK Zentralschweiz die Ankunft des Lichts per Schiff beim KKL Luzern und die Weiterfahrt zu den Uferpfarreien.