Den Tisch für alle decken
«Weniger ist mehr»: Dazu ruft dieses Jahr die Ökumenische Kampagne auf. Was damit gemeint ist, erklärt Pedro Schmidli als einer der regionalen Beauftragten der Fastenaktion. In den Pfarreien das Bewusstsein für den globalen Süden wach zu halten, fordert ihn immer mehr heraus.
«Die Kirche der Zukunft ist diakonisch»: Pedro Schmidli (links, Mitte) am Tisch in einem Pfarreizentrum in Bolivien. | Bild: Archiv Pedro Schmidli
Pedro Schmidli macht ein Beispiel: Quinoa ist auch in der Schweiz ein beliebter Getreideersatz. Die grosse Nachfrage nach der Andenpflanze verdrängt jedoch in den Hauptanbaugebieten Peru, Bolivien und Ecuador die traditionellen Anbaumethoden. «Mit der Folge, dass sich die indigene Bevölkerung Quinoa kaum mehr leisten kann.» Es gehe nicht um weniger Konsum, sagt Pedro Schmidli, sondern um bewussten: «Also zum Beispiel Linsen statt Quinoa. Oder Fleisch von Tieren, die nicht mit Mais oder Soja aus Übersee gefüttert wurden.
Erfahrung aus Südamerika
Schmidli (54) ist einer von zwölf regionalen Beauftragten von Fastenaktion und Missio, die in den Pfarreien solche Zusammenhänge bewusst machen sollen. In Ergänzung zu den Angeboten von Fastenaktion informiert, erklärt und unterstützt er auf Anfrage vor Ort, wenn es darum geht, einen Anlass zur Ökumenischen Kampagne zu organisieren oder ein Projekt zu begleiten. Dieses Jahr zum Beispiel in Stans, wo eine Ökogruppe das Land Senegal in den Blick nimmt. Oder in den Pastoralräumen Region Willisau und Hürntal, wo eine Veranstaltung zu solidarischer Landwirtschaft geplant ist.
Schmidli kann aus dem Vollen schöpfen: Anderthalb Jahre lebte er in Paraguay, über fünf in Bolivien. Heute arbeitet er als Soziokultureller Animator im Pastoralraum Rontal, die Stelle bei der Fastenaktion ist ein kleines Pensum nebenher. Mit seiner Familie lebt er in Hitzkirch.
Bewusster konsumieren, Klimagerechtigkeit, der globale Süden: Themen, für die allerdings nicht mehr so leicht ein Publikum zu finden sei, stellt Schmidli fest. Einerseits, weil es in den Pfarreien nicht mehr selbstverständlich Gruppen gebe, die sich für Solidarität mit den Ländern des Südens einsetzen, andererseits, «weil die Menschen immer mehr für sich leben und auf sich selber schauen», sagt er.
Weltweit diakonisch handeln
Pedro Schmidli, der gerne von seinen Gemeinschaftserfahrungen in Südamerika erzählt, ist sich dessen bewusst. Er erfährt aber auch, wie viele Menschen immer noch bereit sind, sich für die Gemeinschaft einzusetzen, und erzählt dazu aus seinem Pastoralraum: die Weihnachtsfeier für alle, der «offene Kleiderschrank», die Zusammenarbeit mit dem Quartierverein für eine Asylunterkunft. «Die Kirche der Zukunft ist diakonisch», ist Schmidli überzeugt. «Was sie hier tut, hält viele Menschen überhaupt noch darin.» Diakonisches Handeln vor Ort muss für ihn aber einhergehen mit weltweiter Solidarität. «Unser Handeln hat in den Ländern des Südens eine Wirkung. Dem können wir uns nicht verschliessen.»
Anfragen nimmt Pedro Schmidli über schmidli@fastenaktion.ch entgegen; er unterstützt Pastoralräume, Pfarreien und Gruppen kostenlos.