Die Bibel wissenschaftlich einordnen

Die Luzerner Theologin Veronika Bachmann ist neu Professorin  für Bibelwissenschaften an der Uni Würzburg. Sie forscht und lehrt dort zum Ersten und zum Zweiten Testament.

 

Von Martin Brandstätter, Uni Würzburg/sys |  15.04.2025

Veronika Bachmann lehrt an der Uni Würzburg Bibelwissenschaften. Hier mit Universitätspräsident Paul Pauli und der Urkunde ihrer Berufung. Bild: Lutz Ziegler / Universität Würzburg

Veronika Bachmann (50)  ist seit April dieses Jahres Professorin für «Biblische Einleitung und biblische Hilfswissenschaften» an der Universität Würzburg. Die Professur ist gesamtbiblisch ausgerichtet, Bachmann forscht und lehrt also zum Ersten und zum Zweiten Testament.

«In der Bibel steckt vielstimmige Literatur, verfasst von Menschen, die viel über Gott und die Welt nachgedacht haben», erklärt Bachmann gemäss einer Mitteilung der Uni Würzburg. «Sie ist ein Kulturgut, das es vor allem gegen politische und religiöse Instrumentalisierungen zu schützen gilt.» In ihrer Lehre will sie die Studierenden wappnen, die Texte wissenschaftlich basiert einzuordnen. Dazu gehöre es, die unterschiedlichen Schriften als Literatur ernst zu nehmen, ihre Entstehungskontexte zu kennen und die Vorstellungen und Visionen, die sie zum Thema machen, auf diesem Hintergrund zu verstehen.

Ausserhalb des Bibel-Kanons

Ein Forschungsschwerpunkt der Theologin liegt  laut Mitteilung in Texten, die nicht in den Bibelkanon aufgenommen worden sind und  in etwa aus der Zeit von 350 vor Christus bis 50 nach Christus stammen. Dazu gehören auch die so genannten Qumran-Schriftrollen, die in den 1940ern und 1950ern in Höhlen nahe Khirbet Qumran im Westjordanland gefunden wurden.

Darunter fänden sich die ältesten bis heute erhaltenen Fragmente biblischer Texte, aber auch Stücke von Texten, die in Vergessenheit geraten seien, weil sie keinen Eingang in die Bibel gefunden haben. «Erst die Beschäftigung mit diesen Texten lassen uns beispielsweise besser nachvollziehen, warum Menschen in Jesus von Nazareth den erwarteten Messias, also eine königliche Erlösergestalt sehen konnten, obwohl er politisch keine glorreiche Karriere hingelegt hat, sondern am Kreuz hingerichtet worden ist», so Bachmann.

Zeitgemässe Ausbildung

An Würzburg schätzt sie das Profil der Professur und der Fakultät: «Es gibt nur wenige bibelwissenschaftliche Stellen mit gesamtbiblischem Fokus. An der Würzburger Fakultät ist mir aufgefallen, dass sie ihre Studiengänge sehr gut an die Bedürfnisse der Studierenden anpasst und ihnen dadurch eine zeitgemässe theologische Ausbildung bietet.»

Aktuell sind an der Uni Würzburg  26’430 Student:innen immatrikuliert (Uni Luzern: 3816). Davon studieren rund 700 Theologie, inklusive angehende Religionslehrer:innen. (Uni Luzern inklusive Religionspädagog:innen: rund 350).

Von Sursee nach Würzburg

Veronika Bachmann ist in Luzern geboren und wuchs in Sursee auf. Sie studierte Theologie mit dem Schwerpunkt Bibelwissenschaften an den Universitäten Freiburg i. Ue., Tübingen und Zürich, wo sie auch promovierte. Habilitiert hat sie sich in Tübingen. Nach Lehraufträgen an den Theologischen Fakultäten der Universitäten Zürich und Luzern arbeitete sie von 2013 bis 2022 als Dozentin am Religionspädagogischen Institut der Uni Luzern. Zuletzt leitete sie den Fachbereich Theologie und Religion an der Paulus-Akademie in Zürich.