Die Strukturen deckungsgleich machen

Ein Pastoralraum, eine Kirchgemeinde: Das vereinfacht Abläufe, spart Kosten und erleichtert es, Behördenmitglieder und Personal zu finden. In zwei Luzerner Pastoralräumen steigen deshalb die Kirchenräte in Fusionsabklärungen ein. Die Landeskirche unterstützt sie.

Von Dominik Thali |  12.12.2024

Kirchgemeinden in den Pastoralräumen: Wenn sich ihre Strukturen und Aufgaben überschneiden, führt das zu Mehraufwand. | Bild: Adobe Stock.

«Mit der engen und gut funktionierenden Zusammenarbeit im Pastoralraum macht es Sinn, die staatskirchenrechtliche Struktur an die Grösse des Pastoralraums anzupassen»: So begründet der Aargauer Kirchenrat den Zusammenschluss von vier Kirchgemeinden am Rohrdorferberg in seinem Antrag an die Synode. Am 13. November genehmigte das Kirchenparlament die Fusion, der am 9. Juni die Kirchgemeinden mit klarem Mehr zugestimmt hatten.

Im Kanton Luzern zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. So haben in den Pastoralräumen «Luzerner Seepfarreien» (Greppen, Weggis, Vitznau) und «Im Rontal» (Buchrain, Ebikon, Root) die Kirchenräte an den Kirchgemeindeversammlungen im November darüber informiert, dass sie in Fusionsabklärungen eingestiegen sind. «Durch eine Fusion würden Doppelspurigkeiten entfallen und Verwaltung und Strukturen vereinfacht», heisst es etwa im Rontaler Pfarreiblatt. «Auch die Besetzung des künftigen Kirchenrats könnte durch das grössere Einzugsgebiet vereinfacht werden.» Der Fahrplan ist da wie dort noch vage. Fest steht lediglich: Am Ende entscheiden die Abstimmenden.

Es geht um Kirchenentwicklung

Markus Riedweg von der HSS Unternehmensberatung in Sursee hat viele der umgesetzten und geplanten Fusionsprojekte von Luzerner Kirchgemeinden begleitet (siehe Kasten). Die Personalnot und der Wunsch, Abläufe zu vereinfachen, seien die stärksten Treiber der Zusammenschlüsse, stellt er fest. Die Pastoralräume förderten diese, weil deckungsgleiche Strukturen die Zusammenarbeit im dualen System erheblich erleichterten. Es werde künftig aber nicht mehr nur um finanzielle oder organisatorische Belange gehen, glaubt Riedweg. Wichtiger würden dafür inhaltliche Gründe: «Es geht künftig vielmehr um gute Rahmenbedingungen in der jeweiligen Region. Das Denken und Handeln auf Ebene Kirchgemeinde wird aufgrund der notwendigen Kirchenentwicklung nicht mehr zielführend sein.» Der Gestaltungsspielraum und somit die Eigenständigkeit sei insbesondere für kleinere Kirchgemeinden in den Pastoralräumen ohnehin «nicht allzu gross», sagt Riedweg. Hinzu kämen finanzielle und personelle Engpässe. 

Die Landeskirche verordnet keine Fusionen

Riedweg weiss aber auch: «Druck bringt erfahrungsgemäss wenig.» Und: Vorab die kleinen Kirchgemeinden brauchen Unterstützung. Die Landeskirche hat deshalb schon vor vier Jahren einen Fonds von 500 000 Franken geschaffen, um zum Beispiel die finanziellen Unterschiede zwischen fusionswilligen  Kirchgemeinden auszugleichen. Grund: Eine Steuererhöhung könnte ein Projekt gefährden. Mehr als vorspuren will die Landeskirche aber nicht. «Der Synodalrat verordnet keine Fusion, die Initiative muss von den Kirchgemeinden kommen», sagt Annegreth Bienz-Geisseler, zuständig für das Ressort Kirchgemeinden. «Aber wir ermuntern dazu, eine Fusion zumindest zu prüfen, wenn uns eine solche sinnvoll dünkt.» Der Fusionsfonds sei dabei ein Instrument, Zusammenschlüsse finanziell attraktiver zu machen.

Von 85 auf bald nur noch 75 Kirchgemeinden?

Im Kanton Luzern gab es ursprünglich 85 Kirchgemeinden. Die bisher umgesetzten, geplanten und gescheiterten Fusionen:

  • 1. Januar 2022: Aus Dagmersellen und Uffikon-Buchs entsteht die Kirchgemeinde Hürntal, aus Romoos und Bramboden die Kirchgemeinde Romoos-Bramboden.
  • 1. Januar 2023: Aus Beromünster, Neudorf und Schwarzenbach entsteht die Kirchgemeinde Beromünster.
  • 1. Januar 2026: Geplante Fusion der Kirchgemeinden Gettnau und Willisau
  • 1. Januar 2027: Geplante Fusion der Kirchgemeinden Reussbühl und Luzern
  • Fusionsabklärungen gestartet: Greppen, Weggis und Vitznau; Buchrain, Ebikon und Root
  • Fusion gescheitert: Littau und Reussbühl (2006), Kleinwangen und Hohenrain (2013)