«Die Synode ist mutig»

Ende Oktober endete in Rom die Weltbischofssynode. Sie zeigte sich besonders in der Frauenfrage mutig. Das ist nicht zuletzt das Verdienst der Schweizer Delegierten Helena Jeppesen-Spuhler. Ein Kommentar.

 

Von Annalena Müller, «pfarrblatt» Bern |  28.11.2024

Bischof Felix Gmür (l.) und Helena Jeppesen-Spuhler (r.) – hier mit Papst Franziskus – vertraten die Schweiz an der Bischofssynode in Rom.   Bild: zVg

In Rom ging Ende Oktober die Weltsynode zu Ende. 351 Männer, vor allem Bischöfe, und 54 Frauen aus aller Welt berieten vier Wochen über grundlegende Reformen. Besonders in Europa waren die Erwartungen an die Synode enorm. Es ging um nichts weniger als die Frage: Gelingt dem Vatikan der Anschluss an die Moderne?

Hohe Erwartungen

Die europäischen Erwartungen an greifbare Reformen mussten enttäuscht werden. Denn eine Synode kann keine Beschlüsse fassen. Da ist das Kirchenrecht eindeutig. Aber sie kann Empfehlungen aussprechen und Druck aufbauen. Und beides haben die Synodalen im Abschlussdokument überraschend mutig getan.

Von den Ortskirchen fordert die Synode unter anderem mehr Einfluss von Lai:innen auf kirchliche Entscheidungen, Mitspracherecht bei Bischofswahlen und eine Rechenschaftspflicht der Bischöfe gegenüber ihrer Basis.Auch in der für den Westen wichtigen Frauenfrage blieb die Synode standhaft – gegen massive Widerstände aus dem Vatikan. Obwohl der Papst während der Synode dem Frauendiakonat zunächst eine Absage erteilte, ertrotzten Reformkräfte einen Passus im Abschlussdokument, der fordert, die Diskussion über den Zugang von Frauen zu Weiheämtern fortzuführen.

Jeppesen führte Frauenlobby

Von den Widerständen innerhalb der Synode bei diesem Thema zeugen die vielen Gegenstimmen, den dieser Passus erhielt (97 Nein-Voten bei 355 Stimmabgaben). Innerkirchlich ist die Durchsetzung dieses Passus ein beachtlicher Erfolg, der vom modernen Selbstverständnis gerade der Synodenfrauen zeugt. Eine andere Frage ist, ob der Beschluss, die Frauenfrage weiter zu diskutieren, ausreicht, um den seit Jahren andauernden Exodus der Frauen zu stoppen.

«Für die Schweiz kommt die Synode eigentlich zu spät», räumte die Schweizer Delegierte Helena Jeppesen-Spuhler im Vorfeld ein. Trotzdem kämpfte sie in Rom für Gleichberechtigung. Während der Synode wurde sie zur inoffiziellen Anführerin der Frauenlobby. Jeppesen-Spuhler schmiedete Allianzen, organisierte eine Audienz der Frauen beim Papst und fand immer wieder klare Worte gegen das päpstliche Nein zum Frauendiakonat. Dafür gebührt ihr Respekt. Druck und Gegenwind, denen sie in den letzten Wochen ausgesetzt war, dürften gross gewesen sein.

Synode als Meilenstein

Auch wenn die Synode selbst keine Reformen liefern konnte, sind ihre Beschlüsse ein wichtiger Meilenstein dorthin. Der Papst hat den Abschlussbericht bereits approbiert. Das macht ihn nicht zum Kirchenrecht, aber es gibt ihm mehr Gewicht. Nun liegt es auch an den nationalen Bischofskonferenzen, was sie damit machen.

Mit der sogenannten Synodalitätskommission verfügt die Schweiz seit September sogar über eine entsprechende Struktur, welche die Forderungen nach mehr Partizipation umsetzen könnte. Wie viel konkrete Reformen aus der Synode hervorgehen, liegt damit nicht mehr allein an Rom, sondern auch an der Schweizer Bischofskonferenz. Eine gute Nachricht für alle, die auf Reformen hoffen: Helena Jeppesen-Spuhler ist Mitglied der Synodalitätskommission.