Diese Päckli machen zweimal Freude
Schenken, woran es in Osteuropa mangelt – und weil es selbst Freude bereitet: Luzerner Pfarreien, die sich an der «Aktion Weihnachtspäckli» beteiligen, machen spannende und berührende Erfahrungen.
Schachteln kleben, die Waren sortieren, einpacken: das Weihnachtspäckli-Team in Rothenburg. Bild: Roberto Conciatori
«Ich schenke sowieso lieber», sagt Dahlia. Sie ist eine von sechs Jugendlichen aus Rothenburg, die an diesem Samstagnachmittag mithelfen, Geschenkpakete für die «Aktion Weihnachtspäckli» zu verpacken. Die sechs lassen sich nächstes Jahr firmen, der Einsatz ist Teil ihres Firmwegs. «Schreibblöcke, sind die für Kinder?», fragt Lynn. «Schaut auf die Packlisten», antwortet Pfarreiseelsorgerin Franziska Stadler. Und fügt an: «Die Kugelschreiber müsst ihr aufteilen. Die sind auch für die Erwachsenen.»
Auf jedem Päckli klebt ein «Kinder»- oder «Erwachsenen»-Etikett. Die Inhalte sind unterschiedlich. | Bild: Roberto Conciatori
Etwas Konkretes
Reis, Kaffee oder Shampoo: Dergleichen kommt in ein Erwachsenenpäckli. Ein bisschen mehr Schoggi, Buntstifte oder eine Mütze in eins für Kinder. Auf dem Tisch stapeln sich die grossen, schweren Pakete, die später zur Luzerner Sammelstelle in Ruswil gebracht werden. Stadler, die im Pfarramt in den Vortagen schon viele fertige Päckli von Spenderinnen und Spendern entgegennehmen durfte, freut sich: «Die Leute strahlten jeweils, wenn sie vorbeikamen. Die Aktion ist etwas, bei dem man selbst konkret helfen kann.» Pastoralraumleiter David Rüegsegger nickt. «Schenken macht eben auch selbst Freude.»
Brücken schlagen
Was ihm auffällt: An der «Aktion Weihnachtspäckli» machten viele Leute mit, die er in der Pfarrei sonst kaum treffe. Ulrike Zimmermann, Seelsorgerin im «Bruder Klaus» in Emmen am anderen Ende des Pastoralraums, geht es gleich: «Die Aktion gibt mir Gelegenheit, Menschen zu begegnen und Brücken zu schlagen, wo es mir sonst nicht möglich ist.»
Sie erzählt von einem Mann, der mit einem Handwagen mit gleich 13 Päckli vorbeigekommen sei und gesagt habe, er sammle dafür das ganze Jahr über Brauchbares, einfach weil es ihm viel mehr Freude mache, als Geld zu spenden.
Den Überfluss teilen
immermann hatte die «Aktion Weihnachtspäckli» an einem ihrer früheren Arbeitsorte, im thurgauischen Rickenbach bei Wil, kennengelernt und vor einem Jahr im Pastoralraum Emmen-Rothenburg eingeführt. Erst überzeugen musste sie davon niemanden, sagt die Seelsorgerin und verweist auf Jesus, der doch gesagt habe: «Was ihr dem geringsten meiner Brüder – und Schwestern – getan habt, das habt ihr mir getan.» Für sie heisst das übersetzt: «Auch wir teilen ein klein wenig von dem, was wir – oft im Überfluss – haben.»
Auch in der Pfarrei Bruder Klaus in Emmen werden hunderte Päckchen verpackt. | Bild: Cédric Brun
Über 200 Päckli
Die «Aktion Weihnachtspäckli» war in Emmen-Rothenburg auf Anhieb ein Erfolg. 2021 kamen rund 220 Päckli zusammen; wie viele es dieses Jahr waren, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Ulrike Zimmermann gibt das Mitmachen allemal viel Energie: «Für mich ist es eine sehr grosse Weihnachtsfreude. Ich freue mich für die Menschen, die, oft zum ersten Mal in ihrem Leben, ein Weihnachtsgeschenk bekommen. Und für jene, die Freude am Schenken haben.»
Die «Aktion Weihnachtspäckli»
Die «Aktion Weihnachtspäckli» ist eine Initiative von vier christlichen Hilfswerken, an der sich Kirchen, Schulen, Vereine, Firmen und Einzelpersonen beteiligen. Gesammelt werden Nahrungsmittel, Hygieneprodukte, Schul- und Spielsachen für Länder in Osteuropa. Dieses Jahr gelangen die Geschenke vorrangig in die Ukraine. Weitere Empfängerländer sind Moldawien, Rumänien, Belarus, Albanien, Bulgarien und der Kosovo.
Vergangenes Jahr kamen nach Angaben der Aktion beinahe 125 000 Pakete zusammen. Auch im Kanton Luzern gibt es viele Sammelstellen; Ruswil ist hier die Basis für den Weitertransport. Neben dem Pastoralraum Emmen-Rothenburg macht auch jener der Seepfarreien mit.
Die «Aktion Weihnachtspäckli» hat keine Verbindung mit «2 × Weihnachten», der Aktion von Coop, der Post, dem Roten Kreuz
und der SRG.
Herzenwärme und Schoggiherzchen
Geteilte Freude ist doppelte Freude. Die Luzerner Pfarreien lassen sich viel einfallen, wenn es auf Weihnachten hin darum geht, für andere Menschen ein Licht anzuzünden.
- «Herzenswärme» lautet dieses Jahr das Motto im Pastoralraum Hürntal (Dagmersellen, Uffikon-Buchs). Unter anderem haben Primarschulkinder selbst bemalte Tüten damit befüllt, die am Weihnachtsmarkt der Schule für einen guten Zweck verkauft werden. «Bei der Herzenswärme muss niemand sparen», heisst es dazu in Anspielung auf den möglichen Energiemangel.
- Einen Weihnachtsbriefkasten für Wünsche, die man sich nicht selbst erfüllen kann, gibt es zum Beispiel in Hochdorf. Die beiden Frauenvereine der Pfarrei sowie die reformierte Kirchgemeinde tragen die Aktion mit.
- In Vitznau beschenken Frauen der Besuchergruppe in der Adventszeit jeweils 90 bis 100 alleinstehende Seniorinnen und Senioren. «Die geschenkte Zeit beim Besuch macht dabei zusätzlich Freude», sagt Pastoralraumsekretärin Claudia Stern.
- Im Maihof – Pfarrei St. Josef in Luzern können im November Menschen mit einem knappen Budget – Erwachsene wie Kinder – gemeldet werden, die dann einen Wunschzettel erhalten. Es steht ein fester Betrag zur Verfügung, bei vielen Anmeldungen entscheidet das Los.
- Die Pfarreien St. Anton und St. Michael in Luzern machen eine Weihnachtspäckli-Aktion für Personen, die in der Gassenküche ein- und ausgehen.
- Die Pfarrei Pfaffnau-Roggliswil unterstützt dieses Jahr ein Hilfsprojekt von Pfarrer Georg Kobor in Rumänien. Die Pfarrei kennt Kobor von Aushilfsdiensten her.
- In Sursee führt eine Gruppe seit über 50 Jahren die schweizweite Aktion «Ein Herz für die Kinder von Bethlehem» durch. Zehn ehrenamtliche Mitarbeitende organisieren den Schokoladeherzen-Verkauf zugunsten des Caritas Baby Hospital.