Dossier sexueller Missbrauch im kirchlichen Umfeld

Sexueller Missbrauch im kirchlichen Umfeld ist ein vielschichtiges Thema. Die Arbeitsgemeinschaft der Pfarrblattredaktionen der Deutschschweiz (Arpf) beleuchtet die Thematik daher umfassend und aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Texte stammen aus verschiedenen Redaktionen.

Die Anatomie des Missbrauchs

Mit der Pilotstudie sei etwas entstanden, das von jetzt an nicht mehr ignoriert werden kann, sagt die Historikerin Monika Domman. Zusammen mit Marietta Meier hat sie das Forschungsprojekt zur Geschichte des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche der Schweiz geleitet.

«Ich wollte den Bettel hinwerfen»

Vreni Peterer, Missbrauchsbetroffene und Präsidentin der Interessengemeinschaft für missbrauchsbetroffene Menschen im kirchlichen Umfeld (IG-MikU), nennt die Pilotstudie einen wichtigen Schritt, dem weitere folgen müssen. Sie spricht über Vertrauensverlust und darüber, was für Betroffene von zentraler Bedeutung ist.

«Die Weltkirche ist gross, die Schweiz klein»

Ein Gespräch mit Bischof Felix Gmür zum Kulturwandel in der Kirche, zu seiner Rolle und zur Weiterentwicklung im synodalen Prozess.

«Wir können gemeinsam Druck machen»

Interview mit Renata Asal-Steger, RKZ-Präsidentin, zur Rolle der Kantonalkirchen in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch.

1002 Fälle sexuellen Missbrauch identifiziert

Nun liegt der Bericht zur Pilotstudie liegt vor: Er erforscht sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz seit den 1950er Jahren bis heute. «Ignorieren, verschweigen und bagatellisieren» - so fassen die Historikerinnen der Universität Zürich das Vorgehen der Verantwortlichen im Umgang mit sexuellem Missbrauch zusammen.

«Proaktive Kommunikation ist für die Kirche ein Fremdwort»

Werden Kleriker, die Sexualdelikte begangen haben, exkommuniziert? Hat eine Gefängnisstrafe für einen Bischof auch kirchenrechtlich Folgen? Stefan Loppacher, Kirchenrechtler und Präventionsbeauftragter, steht Red und Antwort.

«Das Leben kann sie dir nicht nehmen»

Luise B. (Name geändert) wurde Opfer von Übergriffen durch eine Ordensfrau, bei der sie in Therapie war. Erstmals erzählt sie öffentlich davon und erklärt, was sie von den kirchlichen Verantwortlichen erwartet.

«Wir müssen mit ihm leben»

Ein Kapuziner missbrauchte jahrzehntelang Minderjährige. 24 Opfer sind bekannt. Wie geht eine Ordensgemeinschaft mit einem Täter in den eigenen Reihen um? Für Josef Haselbach, Provinzial der Schweizer Kapuziner, bleibt er ein Mitbruder.

«Einen Menschen nicht auf seine Tat reduzieren»

Samuel Buser arbeitet als Gefängnisseelsorger und Psychologe mit Straftäter:innen. Im Interview erklärt er, wie er versucht, im Umgang mit Sexualstraftäter:innen den Menschen von seiner Tat zu trennen.

So bekämpft die katholische Kirche in der Schweiz Missbrauch

Am 12. September erscheint die historische Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche Schweiz. Ein Meilenstein in der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels. Das Bemühen um einen verantwortungsvollen Umgang mit Missbrauch im kirchlichen Kontext und um Prävention setzte um die Jahrtausendwende ein. Ein Rückblick.

Hinschauen und aushalten

«Ich kann es nicht mehr hören!» Diese Haltung kommt mir bisweilen entgegen, wenn es um sexuelle Übergriffe im kirchlichen Kontext geht. Ich verstehe diese Reaktion, zumal dann, wenn die Institution Kirche einer Person wichtig ist und sie damit positive Erfahrungen verbindet. Dennoch teile ich diese Haltung nicht. Als gläubiges Mitglied dieser Kirche will ich wisssen, was geschehen ist. Hinschauen und aushalten, was hier an unsäglichem Leid zugefügt wurde, ist das Mindeste, was ich tun kann, um meine Solidarität mit Betroffenen auszudrücken.

Als Medienschaffende ist es erst recht meine Aufgabe hinzuschauen. Deshalb berichten auch wir über die Resultate der Pilotstudie vom 12. September. Darüber hinaus sehe ich die Aufgabe eines kirchlichen Mediums darin, einen umfassenderen Blick auf die Thematik werfen, als dies nicht-kirchliche Medien tun. Zusammen mit allen Pfarreiblättern der Deutschschweiz stellen wir ein Dossier mit Beiträgen aus verschiedenen Perspektiven zusammen: Stimmen von Betroffenen, von Bischöfen, Ordensleuten, Präventionsbeauftragten und Historiker:innen werden eingeholt.

Sylvia Stam, Zentralredaktion Kantonales Pfarreiblatt Luzern