Ein Osterdatum für alle Christen?

Ostern wird in den Ost- und Westkirchen nicht am gleichen Datum gefeiert. Dieses Jahr fallen die Daten zufällig zusammen. Das weckt Hoffnung auf ein einheitliches Datum in Zukunft.
 

Von Maria Brun |  31.03.2025

Papst Franziskus (l.) und Patriarch Bartholomäos würden ein gemeinsames Osterdatum begrüssen. Hier beim Treffen in Jerusalem 2014. |Bild: KNA

Im Jahr 2025 feiern alle Christ:innen zusammen Ostern: am Sonntag, 20. April. Vorher und nachher driften die Osterdaten zwischen einer und fünf Wochen auseinander. Wäre es nicht ein wunderbares ökumenisches Zeichen, wenn alle christlichen Kirchen beschlössen: Ab jetzt feiern wir Ostern gemeinsam? Denn es gibt nur einen Jesus und eine Auferstehung!

Der Ökumenische Patriarch Bartholomäos, Ehrenprimas aller orthodoxen Kirchen, und Papst Franziskus, Oberhaupt aller römischen Katholik:innen, sind sich in dieser Frage einig: Es wäre ein wichtiger Schritt, gerade in der aktuellen Weltlage, wenn alle Christ:innen zusammenhielten und sich am gleichen Tag des Todes und der Auferstehung ihres Erlösers Jesus Christus erinnerten.

Der Beschluss von Nizäa

Ein weiteres Argument für diesen Schritt ist das 1700-jährige Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa (325–2025) – ökumenisch bedeutet hier, dass die Beschlüsse von allen Kirchen angenommen wurden. Man könnte heute aufgreifen, was damals Absicht des Konzils war: die Einheit unter den Christ:innen zu festigen. Dazu gehört auch ein für alle verbindliches Osterdatum.

Auf Nizäa beschlossen die Konzilsteilnehmer: Ostern soll am Sonntag nach dem Frühlings-Vollmond, der auf die Tag-und-Nacht-Gleiche (Aequinox, am 21. März) folgt, und nach dem jüdischen Pascha gefeiert werden. Dies blieb auch so, bis im Jahr 1582 die Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. erfolgte und der gregorianische Kalender eingeführt wurde. Gregor, ein Förderer der Naturwissenschaften, hatte festgestellt, dass der Kalender nicht mehr mit den Jahreszeiten übereinstimmte. 

Die Ostkirchen blieben beim alten julianischen Kalender. Ost und West waren damals längst getrennt. Hauptstreitpunkt ist bis heute der Primat  des Papstes: Weshalb einen Kalender übernehmen, der von einem Papst stammt? Bis 1700 dachte man in den protestantischen Kirchen ebenso und blieb beim julianischen Kalender. Heute differieren die beiden um 13 Tage; das Chaos ist programmiert. 

Tradition versus Logik?

Es stellt sich die Frage: Wenn die ganze Welt auf den neuen Kalender ausgerichtet ist, weshalb dann die Kirchen nicht? Es können bis zu zehn Jahre verstreichen, bis das Osterdatum in Ost und West wieder zusammenfällt. Warum nicht über den eigenen Schatten springen, Traditionen und Ambitionen hinter sich lassen zugunsten der Glaubwürdigkeit der Christenheit? 

Nicht alle orthodoxen Kirchen sehen das so. Patriarch Bartholomäos ist daher im Dilemma: Er möchte eine einheitliche Entscheidung, um ein Schisma zu verhindern. Seine Devise wäre dennoch: ein Osterdatum für alle ab 2025.

Dr. Maria Brun ist Theologin mit Fachgebiet orthodoxe Theologie. Sie lebt in Luzern.