Ein Schirm erinnert an einen Psalm
Religiöse Themen sind ein fester Bestandteil der Schweizer Briefmarken, auch wenn sie in einem «neutralen» Kleid daherkommen. Die jüngsten Marken wurden von einem Designer aus Kriens gestaltet.
Für den Krienser Designer Uwe Stettler haben die Motive zu «Hochzeit» (links) und «Trauer»(rechts) durchaus einen religiösen Bezug. Bild: Die Post
«Bisher haben wir keine negativen Reaktionen auf religiöse Motive erhalten, denn die Post achtet bei der Gestaltung solcher Motive sehr auf eine neutrale Umsetzung», erklärt Erich Goetschi, Mediensprecher der Post. Ein Beispiel dafür sind die Briefmarken «Spezielle Anlässe», die der Krienser Designer Uwe Stettler entworfen hat. Sie sind seit März erhältlich. Die 90-er Marke «Hochzeit» zeigt zwei Tauben, die 110-er Marke «Trauer» einen Regenschirm.
Religion in neutralem Kleid
«Die Taube gilt als Symbol für die Liebe und die Treue», erläutert Uwe Stettler sein Motiv. «Der Regenschirm schützt vor Regen. So brauchen wir in Zeiten der Trauer liebe Menschen, die uns beistehen, trösten und uns Halt geben.» Für Stettler, der sich als gläubigen Christen bezeichnet, haben diese Motive durchaus etwas mit dem christlichen Glauben zu tun, auch wenn er sie so gewählt hat, «dass alle etwas damit anfangen können». Beim Schirm etwa denke er an Psalm 91, der von Gottes Schutz handelt.
Kultureller Auftrag
Die Überlegungen zu religiös motivierten Themen haben sich laut Goetschi in den letzten Jahrzehnten nicht verändert, die Kriterien seien gleich geblieben. Grundsätzlich gilt: «Damit ein Thema auf einer Briefmarke erscheint, muss es ein Schweizer Kulturgut sein», erklärt Postsprecher Goetschi und meint damit Traditionen, Organisationen oder Institutionen, die für die Allgemeinheit von nationaler Bedeutung sind. Auch das Jubiläum einer Organisation oder Institution sei ein wichtiges Kriterium. So gab die Post 2015 zum 1500-Jahr-Jubiläum der Abtei Saint-Maurice eine Serie Sondermarken heraus. 2017 erschien eine solche zum Gedenkjahr «600 Jahre Niklaus von Flüe.» Generell erfülle die Post mit der Ausgabe von Briefmarken einen kulturellen Auftrag.
Sondermarke zum 1500-Jahr-Jubiläum der Abtei Saint-Maurice. | Bild: Die Post
Dass religiöse Motive keineswegs aus dem Sortiment der Post verschwunden sind, zeigt die Sonderserie zu Weihnachten, die letztes Jahr beispielsweise die Aktion Sternsingen abbildete. Damit wird einerseits die Vielfalt lokaler Bräuche in Szene gesetzt, zugleich zeigen die Marken die Vielfalt der Traditionen und künstlerischen Spuren, die der christliche Glaube in der Schweiz hinterlassen hat.
Pro Patria-Sondermarken
Die Briefmarken der Stiftung ProPatria würdigen das kulturell-religiöse Erbe der Schweiz ebenfalls, indem sie einmal im Jahr zu einer Entdeckungsreise zu architektonischen Schönheiten der Schweiz einladen. Darunter befinden sich Klöster, Kirchen oder Fresken. In der Serie 2021 ist die Arbeit an Kunstwerken des Mittelalters zu sehen: Mit filigranen Instrumenten wird eine gotische Holzskulptur bearbeitet, die vermutlich Petrus zeigt, sowie ein Fresko aus einer Kirche oder Kapelle im Alpenraum.