Fit machen für die digitale Welt
Eine Bewerbung schreiben und mailen? Keinen Computer zuhause? Für Menschen in Armut oder mit wenig Deutschkenntnissen ein Problem. Kirche und Stadt Kriens machen sie fit für die digitale Welt.
Den Lebenslauf aktualisieren, Stellenausschreibungen filtern: Melanie Grünenfelder (rechts) hilft einer Frau aus dem Sudan. Bild: Dominik Thali
Imani (alle Namen geändert), eine gut 50-jährige Frau aus dem Sudan, hat eine kleine Stelle in der Kinderbetreuung und will ihr Pensum aufstocken. Mit Melanie Grünenfelder, Leiterin des Sozialdienstes der Pfarrei Bruder Klaus, aktualisiert sie an diesem Nachmittag im Internet-Café ihren Lebenslauf und bespricht Inserate, die sie in der «Barni-Post gefunden hat. An einem anderen Tisch sitzt Milad aus Afghanistan. Der etwa 30-jährige Mann ist froh, hier sein Bewerbungsschreiben auf neue Stellenangebote anpassen und ausdrucken zu können. Zuhause hat er keinen Drucker. Irena schliesslich, um die 60, ist arbeitslos. Eine freiwillige Helferin macht ihr das Mailkonto auf dem Handy wieder zugänglich, sucht mit ihr eine Gratis-App, damit sie PDFs öffnen kann, und scannt schliesslich ihre Unterschrift. «Ich will Bewerbungen per Mail einreichen können», sagt Irena. Auf briefliche habe sie oft gar keine Antwort erhalten.
Ein unterschätztes Problem
Stellensuchende im Tieflohnbereich haben oft Mühe, eine Arbeit zu finden. Oder Armutsbetroffene eine Wohnung. Ihnen fehlen zudem häufig Kenntnisse am Computer. «Ein Problem, das unterschätzt wird», sagt Grünenfelder. Als im Frühjahr Informations- und Schulungsangebote anderer Stellen wegfielen, reagierte Grünenfelder deshalb zusammen mit Eliane Räber, Geschäftsleiterin von «Kriens integriert», und baute das Internet-Café auf. «Kriens integriert» ist ein Verein, der im Auftrag der katholischen und reformierten Kirche und der Stadt die praktische Integrationsarbeit in Kriens verantwortet.
Im Internet-Café im Zentrum Bruder Klaus, das jeden Dienstag Nachmittag geöffnet ist, können Armutsbetroffene Laptop und Drucker benutzen und erhalten Anleitung. «Eigentlich wollen wir Hilfe zur Selbsthilfe sein», sagt Räber. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten aber kaum Computerkenntnisse. Weshalb hat die Maus zwei Tasten? Ist das ein Link oder eine Mailadresse? Ein- oder zweimal klicken? «Was für uns in fünf Minuten erledigt ist, dauert dann halt eine Stunde», sagt Räber. «Die digitale Welt ist anspruchsvoll – auch für uns», fügt Grünenfelder an. «Geduld braucht es da oft auf beiden Seiten.»
Freiwillige Helferinnen und Helfer gibt es zurzeit neun. Die Projektkosten sind deshalb tief. Die Kirchgemeinde stellt den Raum zur Verfügung, die sieben Laptops und der Drucker sind Geschenke, jemand hat alles zu einem Freundschaftspreis installiert.
«Gut, dass es so etwas gibt»
Das Internet-Café ist vorerst bis Ende Jahr befristet. Melanie Grünenfelder und Eliane Räber hoffen, dass es weitergeführt wird. Bis jetzt haben rund 20 Personen das Angebot genutzt, viele kommen mehrmals. «Damit sind wir zufrieden, aber es könnten noch mehr sein», sagt Grünenfelder. Imani, Milad und Irena, die an diesem Nachmittag Hilfe erhalten, sind froh um die Unterstützung. «Gut, dass es so etwas gibt», findet Irena. Sie tippt auf ihr Handy und freut sich, dass sie darüber wieder Zugang zu ihren Mails hat.
Internet-Café, Zentrum Bruder Klaus, Pilatusstrasse 13, Kriens, jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr, Teilnahme kostenlos, keine Anmeldung erforderlich