Geisslechlöpfe in Hitzkirch
Es darf wieder geknallt werden: In der Vorsamichlauszeit hat das Geisslechlöpfe Hochkonjunktur. In Hitzkirch üben junge Mädchen und Buben, wie man mit der Peitsche klarkommt. Einfach ist das nicht.
«Alle sind willkommen», sagt Adrian Odermatt, Präsident des «Klöpf Klub». Im Bild: Xhafer Mulay beim beim Training. Bild: Robert Bossart
«Es macht extrem Spass, wenn es so richtig chlöpft.» Carla Weibel, 14, steht auf dem Schulhausplatz in Hitzkirch und blinzelt in die Novembersonne. Ihre Kollegin, Soraya Gassmann, 15, nickt. Die beiden üben zusammen mit rund einem Dutzend anderer Kinder und Jugendlichen das Geisslechlöpfe. Durchgeführt wird das Training vom «Klöpf Klub» Müswangen-Hämikon. An den Nachmittagen am Mittwoch und Samstag im November zeigen sie Interessierten den Umgang mit der Peitsche.
Ein Überschallknall
Es ist ziemlich laut an diesem Nachmittag, einige tragen einen Gehörschutz. «Chlöpfen tut es dann, wenn es einen Überschallknall gibt», sagt Adrian Odermatt, Präsident des «Klöpf Klub». In Hämikon führen sie die Trainings seit 20 Jahren durch, seit letztem Jahr auch in Hitzkirch. «Hier hat es mehr Kinder und Jugendliche, da gibt es immer solche, die spontan mitmachen.» Wenn man es richtig könne, sei es einfach «geil», versichert er mit einem Grinsen. Und zeigt es zusammen mit drei Kollegen vor. Sie drehen sich synchron hin und her, jedes Mal, wenn sie die Richtung wechseln, ziehen sie die Peitsche hinter sich her. Der Zwick, das letzte Stück, wird im Idealfall mit Schallgeschwindigkeit in die andere Richtung geschleudert – und es knallt.
«Aber es macht trotzdem Spass»: Donart Nimanaj am Kurs des «Klöpf Klubs» Müswangen, | Bild: Robert Bossart
Es sei nicht einfach zu erklären, meint Adrian Odermatt. «Man schwingt die Geissel rundherum. Im richtigen Moment musst du die Richtung wechseln, dann macht die Geissel eine Schlaufe und es kommt zum bereits erwähnten Knall.»
Die meisten würden es durch Zuschauen und Üben lernen. So auch die elfjährigen Xhafer Mulay und Donart Nimanaj. «Einmal habe ich mir ans Ohr gepeitscht, das kann schon mal weh tun», versichert Xhafer, da habe er manchmal etwas Angst. «Aber es macht trotzdem Spass.» Donart nickt. «So kann ich etwas draussen machen im Winter.» Dass sie Muslime sind, spiele übrigens keine Rolle, meint Adrian Odermatt. «Alle sind willkommen, es ist schön, dass wir immer mehr Mädchen und Kinder mit Migrationshintergrund im Training haben.»
Kann auch ins Auge gehen
Carla und Soraya sind noch immer fleissig am Üben. «Es ist mit der Zeit ziemlich anstrengend. Du musst aufpassen, dass du mit dem Zwick nicht auf den Boden kommst, sonst geht die Peitsche kaputt.» Und Carla verrät noch «ihren» Trick: «Kurz bevor du beim Drehen von der anderen Seite her den Zwick siehst, musst du wenden und in die entgegengesetzte Richtung ziehen.» Aber eben: Das klappt oftmals nicht. «Einmal hatte ich einen Striemen quer übers Gesicht.»
«Alle sind willkommen»: Soraya Gassmann mit Eifer beim Training. | Bild: Robert Bossart
An den Samichlauseinzügen in Hitzkirch und Hämikon dürfen dann alle, die wollen, mit dabei sein und nach Herzenslust chlöpfen. «Wir arbeiten mit der Samichlausgesellschaft zusammen und organisieren das», erzählt Adrian Odermatt. Der ursprünglich heidnische Brauch, bei dem es um die Vertreibung der bösen Geister ging, hat im Christentum die Funktion, die Ankunft des Samichlaus anzukünden. Neben Lenzburg und Küssnacht am Rigi ist vor allem auch Kriens eine Hochburg dieses Brauchtums.