Gespart wird bei Ferien und Essen

Wo sparen, wenn man ohnehin ein kleines Budget hat? Eine Umfrage unter Kund:innen im Caritas-Markt zeigt: Panettone, Europa-Park oder Ferien sind Luxus.

 

Von Sylvia Stam |  14.01.2025

Auch mit kleinem Budget gesunde Lebensmittel einkaufen: Das ermöglicht der Caritas-Markt, neu an der Gerliswilstrasse 42 in Emmenbrücke. Bild: Caritas

Anderthalb Liter Milch kosten im Caritas-Markt Fr. 1.20 statt 1.60, ein grosses Erdbeerjoghurt Fr. 1.05 statt 1.90, ein Kilo Spaghetti gibt’s für Fr. 1.20 statt 1.40. Die Differenzen mögen gering erscheinen, für Leute mit kleinem Budget machen sie etwas aus. Etwa für die 52-jährige Frau aus Luzern, die an diesem vorweihnachtlichen Freitag im Caritas-Markt in Luzern einkauft. Sie bezieht hier vor allem Brot, Mehl und Zucker. Solche Grundnahrungsmittel werden in diesem Laden günstiger angeboten, als sie von Caritas eingekauft wurden. «Ab und an liegt etwas Exklusives drin, etwa ein Panettone», erzählt die Frau weiter.

Um im Caritas-Markt einkaufen zu können, benötigt man eine KulturLegi. Der rege Betrieb im Laden zeigt, dass viele Menschen in der Region von Armut betroffen sind. Die Kundschaft ist vielfältig, was Alter, Hautfarbe und Herkunft angeht. Dennoch ist es nicht leicht zu erfahren, wo gespart wird, wenn das Geld nicht reicht. Manche möchten keine Auskunft geben, bei anderen ist die Sprache ein Hindernis.

Kinder verstehen nicht

Der Caritas-Markt beschäftigt auch Menschen, die Sozialhilfe beziehen und im Rahmen einer Arbeitsintegration ein Praktikum absolvieren, um im ersten Arbeitsmarkt wieder Fuss zu fassen. Eine von ihnen ist eine 38-jährige Frau mit Wurzeln in Eritrea und Äthiopien. Sie erhält von Caritas keinen Lohn, macht aber Erfahrungen, die sie bei Bewerbungen vorweisen kann. «Zu essen haben wir genug», erzählt sie, «aber mein Sohn möchte gerne in den Europa-Park, wie seine Freunde.» Doch das Geld gehe in die Miete und ins Essen, sagt die dreifache Mutter. «Die Kinder verstehen oft nicht, warum bei uns nicht alles drinliegt.»

Ein syrischer Kurde (39), der mit seiner Frau und dem zweijährigen Sohn einkaufen kommt, macht seit 15 Jahren keine Ferien, ausser Verwandtenbesuche in Deutschland. Ein 32-jähriger Automechaniker aus Eritrea ist froh, dass seine Frau so gut mit dem Geld umgehen kann. Jeder Monat sei anders, erzählt der Familienvater. Manchmal sei es schwierig, alle Rechnungen zu bezahlen. «Gott sei Dank bin ich gesund!», sagt er mit herzerfrischendem Optimismus. «Gesundheit kann man nicht mit Geld kaufen.»

Essen und Kleider

Zehn Tage später – der Caritas-Markt ist inzwischen nach Emmenbrücke umgezogen – erklärt dessen Ressortleiterin Daniela Bürki: «Gespart wird beim Essen und bei den Ausgaben für Kinder.» Oft würden Eltern allerdings eher bei den eigenen Kleidern sparen, um einen Wunsch der Kinder zu erfüllen. Bei Alleinerziehenden gehe meist ein Grossteil des Lohns für die Kita drauf. Doch Bürki wartet an diesem Tag auch mit einer guten Nachricht auf: «Die Praktikantin mit den drei Kindern hat eine Einladung für einen Probe-Arbeitstag in einer Bäckerei bekommen!»

Kollekte für Caritas

Die Kollekte aus den Gottesdiensten vom 25./26. Januar ist für Caritas Zentralschweiz bestimmt (vormals Caritas Luzern). Im Fokus stehen dieses Jahr armutsbetroffene Familien. Caritas unterstützt diese unter anderem durch vergünstigte Produkte in den Caritas-Märkten, durch Sozialberatung und mit der Kultur-Legi.

caritas-zentralschweiz.ch