Gottesdienst leiten ohne Studium

Am Liturgischen Institut in Freiburg können Menschen ohne Theologiestudium lernen, wie man eine Wort-Gottes-Feier leitet. Ein Angebot gegen den zunehmenden Personalmangel.
 

Von Barbara Ludwig/kath.ch |  30.07.2024

Pfarreien können Männer und Frauen ermuntern, einen Kurs zur Leitung von Wort-Gottes-Feiern zu besuchen. |Bild: KNA

Pfarreien können in eine unangenehme Situation geraten, wenn hauptamtliche Seelsorger:innen einen bereits vorbereitetenGottesdienst wegen Unfall oder Krankheit nicht leiten können. Wer springt dann ein? Oder was passiert, wenn keine Ferienvertretung gefunden wurde für die hauptamtlichen Seelsorgenden und man die Gottesdienste zur Urlaubszeit nicht ausfallen lassen will?

Personalnotstand in Sicht

Um in solchen Notsituationen gewappnet zu sein, können Pfarreien Männer und Frauen ermuntern, am Liturgischen Institut der deutschsprachigen Schweiz einen Kurs für die Leitung von Wort-Gottes-Feiern «in bestimmten Situationen» zu besuchen. Zu diesen bestimmten Situationen könne auch «ein Personalmangel zählen, der länger anhält», sagt Gunda Brüske, Leiterin des Instituts in Freiburg. 
Sie beobachtet bei Pastoralverantwortlichen vermehrt die Sorge, künftig die Durchführung von Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen durch theologisch gebildete Seelsorgende nicht mehr gewährleisten zu können. «Meiner Wahrnehmung nach hat das leicht zugenommen.»

Im Kurs erhalten die Teilnehmenden Grundwissen zur Liturgie, zum Aufbau von Feiern und zum Kirchenjahr. Der Fokus liegt auf den praktischen Kompetenzen, die an sechs Praxistagen eingeübt werden: «Man lernt, wie man sich in einer Feier bewegt, wie man eine Albe trägt oder in einer liturgischen Rolle betet.» Vermittelt wird auch, «wie man eine Feier mit oder ohne Kommunionspendung gestaltet oder wie man zu einem geistlichen Impuls kommt», so Brüske. Ein Teil des Stoffes wird in Webinaren vermittelt.

Predigen nicht erlaubt

Predigen dürfen die Leiter:innen von Wort-Gottes-Feiern nicht. Dies bleibt Theolog:innen mit einer bischöflichen Beauftragung vorbehalten. Doch sie dürfen einen geistlichen Impuls, eine Meditation oder eine kurze Ansprache halten und so ein Glaubenszeugnis als Christ:in formulieren, erklärt Gunda Brüske. Um auch tatsächlich Wort-Gottes-Dienste feiern zu können, benötigen die Kursabsolvent:innen das Einverständnis der Pfarreileitung. 

Bereits seit 1994 konnten an Liturgie interessierte Menschen am Liturgischen Institut einen Kurs besuchen, der unter anderem auch zur Leitung von Wort-Gottes-Feiern in bestimmten Situationen qualifizierte. Vor zwei Jahren hat Brüske ein neues Kurskonzept erarbeitet, auf dem der Ausbildungskurs seither basiert. Seit der Einführung des neuen Konzepts startet das Institut jedes Jahr mit einem Kurs und nicht mehr wie früher alle zwei Jahre. «Dadurch haben wir praktisch eine Verdoppelung der Teilnehmerzahlen», sagt Brüske. Die letzten beiden Kurse seien von 17 beziehungsweise 18 Personen besucht worden. 

Die Teilnehmenden hätten unterschiedliche Berufsbiografien. Oft seien es Katechetinnen oder Menschen, die sich bereits als Kommunionhelfer oder Lektorinnen in einer Pfarrei engagierten. Ab und zu melden sich auch Ordensleute zum Kurs an – sowohl Frauen als auch Männer.