Gutes Image trotz Reformbedarf

Junge Katholik:innen der Stadt Luzern sehen ihre Kirche grundsätzlich positiv. Doch sie finden diese weder fortschrittlich noch in ihrem Lebensalltag präsent. Dies zeigt eine Umfrage im Auftrag der Katholischen Kirche Stadt Luzern.

Von Sylvia Stam |  01.12.2024

Die Kirche ist im Alltag junger Luzerner Katholik:innen kaum präsent. Sie sollen unter anderem via Social Media besser erreicht werden. Bild: Peter Weidemann, pfarreibriefservice.de

Die Katholische Kirche Stadt Luzern will ihre jungen Mitglieder stärker an sich binden. Damit soll die  Abwanderung verkleinert werden. Aus diesem Grund führte sie bei Luzerner Katholik:innen zwischen 16 und 39 Jahren (Generationen Y und Z) eine Umfrage durch (siehe Kasten). Gefragt wurde nach dem Image der Kirche, der Lebenswelt der Jungen und nach der «idealen Kirche».

75 Prozent der Befragten attestieren der Katholischen Kirche Stadt Luzern ein mehrheitlich positives Image. Gut zwei Drittel (69 Prozent) vertrauen ihr grundätzlich, das Vertrauen ist jedoch nicht sehr ausgeprägt.

Moderne Ansichten

Je klarer die Befragten zwischen der Kirche vor Ort und dem Vatikan differenzieren,  desto positiver fällt ihr Urteil aus. Die Kirche in Luzern wird vor allem als «offen», «freundschaftlich» und «vielfältig» wahrgenommen. Am unteren Ende der Skala stehen «fortschrittlich», «mutig» und «im Alltag präsent». HIer ortet das Forschungsinstitut klaren Handlungsbedarf.

Dazu passt, dass 69 Prozent der Befragten Reformen für nötig hält. Worin diese Reformen bestehen sollen, wird deutlich, wenn die Generationen Y und Z ihre Wunschkirche schildern: Die Kirche sollte offen sein gegenüber allen Menschen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sexueller Orientierung. Sie sollte sich modernen Entwicklungen anpassen und zeitgemässe Ansichten vertreten. Konkret zu fördern seien Gleichberechtigung, Digitalisierung und Umweltschutz. Die jungen Kirchenmitglieder wünschen sich vielfältige Ausdrucksformen des Glaubens und eine Kommunikation, die auch für Kritik offen ist.

Glaube wenig relevant

Bei der Frage nach Themen, welche Themen die Jungen beschäftigen, stehen das aktuelle Weltgeschehen und die eigene  Lebensgestaltung im Vordergrund (Sinn des Lebens, Persönlichkeitsentwicklung, Berufswahl, Familiengründung) etc.  Glaube und Spiritualität sind für die jungen Menschen hingegen wenig relevant.

Die Umfrage deckt auch Diskrepanzen zwischen den Interessen dieser Generationen und den Schwerpunkten der Katholischen Kirche Stadt Luzern gibt: Die Kirche vor Ort solle sich  mit aktuellen globalen und gesellschaftlichen Themen wie Krieg, Migration, Gleichberechtigung und Diskriminierung auseinandersetzen. Die Jungen  zeigen auch ein starkes Interesse an einer modernen und kritischen Betrachtung der Kirche: Sie wünschen offene Diskussionen zu kontroversen Themen und Transparenz in der Positionierung zu aktuellen kirchlichen Debatten. Junge Menschen wünschen sich von der Kirche ausserdem Angebote zur Lebensberatung, Stressbewältigung oder Selbstfürsorge.

Instagram und Tiktok

Eine eigene Frage betrifft die Kommunikation. Hier zeigt sich, dass kirchennahe junge Menschen über das Pfarreiblatt erreicht werden können. Wer bereits eine grössere Distanz zur Kirche hat, ist eher auf digitalen Kanälen und Social Media-Plattformen wie Instagram oder Tiktok ansprechbar. Grundsätzlich sollten interaktive Formate gefördert werden, die eine Beteiligung der Jungen ermöglichen.

Das Forschungsteam empfiehlt der Katholischen Kirche Stadt Luzern, das Vertrauen der Jungen in die Kirche zu fördern durch positive Erfahrungen und ein verbessertes Image. Die jungen Mitglieder sollen über digitale Kanäle besser in ihrem Alltag erreicht und in verantwortungsvolle Aufgaben eingebunden werden.

Online first-Strategie

«Das Image ist bei den jungen Mitgliedern besser als angenommen», schreibt Ingrid Schmid, Leiterin Kommunikation und Marketing der Katholischen Kirche Stadt Luzern, in der Medienmitteilung zur Umfrage. Sie möchte allerdings besser auf deren Erwartungen eingehen und sie «mit relevanten Themen für ein gutes Leben inspirieren». Dabei würden die digitalen Kanäle eine grössere Rolle spielen als bisher. Zum Beispiel mit «Posts auf Social Media, wie man in der Fastenzeit zu sich kommen kann», nennt Schmid auf Nachfrage ein konkretes Beispiel, wie junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung abgeholt werden könnten.

Ausserdem möchte die Katholische Kirche Stadt Luzern ihre Haltung zu aktuellen Themen klarer und dauerhaft kommunizieren. Bereits geschehen ist dies mit einer Landingpage und einem Flyer zum Thema «Missbrauchsprävention».

Was die Fortschrittlichkeit der Kirche vor Ort angeht, sieht Schmid eine Diskrepanz in der Wahrnehmung. «Den Schatten der Weltkirche können wir nicht ändern, aber dass in Luzern eine queere Bibel entstanden ist und wir das Umweltlabel «Grüner Güggel» erhalten haben, müssen wir offensichtlich noch besser kommunizieren». Aus diesem Grund sei bereits eine «Online-First»-Strategie beschlossen worden. «Bisher dachten wir jeweils zuerst an die Kommunikation im Pfarreiblatt. Neu wollen wir vom Thema her denken und dann erst den Kanal bestimmen», so Schmid.

 

Repräsentatives Resultat?

Die Katholische Kirche Stadt Luzern hat im Sommer 24 alle 7000 Mitglieder im Alter von 16-39 Jahren per Post angeschrieben. Sie erhielten eine Tafel Schokolade mit einem QR-Code zu einer Online-Befragung. 341 Personen haben den Fragebogen ausgefüllt, das entspricht knapp 5 Prozent. Das Meinungsforschungsinstitut Transfer plus, das mit der Umfrage beauftragt war, beurteilt die Umfrage dennoch für diese Altersgruppe als repräsentativ. Gut die Hälfte der Befragten (58 Prozent) fühlt sich in der Pfarrei gut aufgehoben, jedoch haben rund 73 Prozent keinen regelmässigen Kontakt zur Katholischen Kirche Luzern.

Resultate einsehbar unter kathluzern.