Im Dialog von anderen lernen
Nicht über andere reden, sondern mit ihnen: Mit dieser Absicht entstand vor 13 Jahren in Hochdorf der «Runde Tisch der Religionen». Jetzt zieht sich der letzte der Gründer zurück – nach über 50 Veranstaltungen.
Sie wollen «von Menschen lernen»: Claudia Russo Coletti, Katharina Metz und Kurt Räber (von links) vom «Runden Tisch der Religionen». Bild: Dominik Thali
«Ich bin einfach neugierig. Ich will wissen, wie Menschen aus anderen Religionen und Kulturen leben», sagt Kurt Räber (67). Der Möischterer war damals mit Gaby Schenker (Neudorf), Claudia Russo Coletti (53) und Peter Jülke (beide Hochdorf) im Kernteam für den «Runden Tisch». Die Gruppe wollte sich nach der Ökumenischen Synode 2008 dafür einsetzen, «in ihrer Region einen regelmässigen Austausch von Verantwortlichen aus verschiedenen religiösen Gemeinschaften aufzubauen», wie es im Bericht dazu heisst (siehe Kasten).
Keine Vorschriften
Das ist der Gruppe gelungen. Über 50 Mal schon hat sie seit Juni 2009 an den «Runden Tisch der Religionen» eingeladen. Es ging etwa um die jüdische Kultur oder die Kopftuchpflicht im Islam, Abschiedsbräuche in anderen Religionen waren ein Thema, an einem Abend wurde – kontrovers – die «Ehe für alle» diskutiert oder kam man mit Erithreisch-Orthodoxen ins Gespräch.
Räber reizte stets die Freiheit bei der Themenwahl. In anderen Gruppen habe er sich mitunter eingeengt gefühlt, für den «Runden Tisch» hingegen «macht uns niemand Vorschriften», sagt er.
Die reformierte Kirchgemeinde Hochdorf stellt den Raum für die Veranstaltungen kostenlos zur Verfügung. Mal erscheint kaum eine Handvoll Interessierter, mal sind alle Stühle besetzt. Ausflüge wie ins «Haus der Religionen in Bern» gehören ebenfalls zum Programm. Für Kurt Räber geht es immer um den Dialog. Darum, herauszufinden, was Menschen «bei aller Vielfalt verbindet», sagt Katharina Metz (41). Claudia Russo Coletti nickt und nennt das Stichwort Nächstenliebe: «Am Ende wollen doch alle Menschen lieben und geliebt werden. Nur sind die Umstände unterschiedlich.» Metz, im reformierten Kirchenvorstand Hochdorf für die Diakonie zuständig, macht seit bald einem Jahr beim «Runden Tisch» mit.
Der gleiche Gott für alle
«Ich lerne von Menschen, die anders denken», fügt Metz an. Der Dialog sei anregend. Russo Coletti schmunzelt: «Wir meinen doch alle immer mal wieder, unser Gott sei der Beste. Und merken nicht, dass er für alle der gleiche ist.»
Der nächste «Runde Tisch» findet am 13. März um 20 Uhr im evang.-ref. Kirchgemeindehaus Hochdorf statt.
Die Nachfolge von Kurt Räber ist offen; Interessierte erhalten von Claudia Russo Coletti Auskunft (colettirusso@bluewin.ch)
Die Vielfalt leben
«Mit der Vielfalt leben lernen» war eines der Themen der Ökumenischen Synode der drei Luzerner Landeskirchen, die am 31. Mai 2008 in Hochdorf stattfand. «Die Politik und die Gesellschaft erwarten unser Engagement», hiess es im Bericht zur Synode. Die Kirchen seien «zu einem Dialog auf Augenhöhe und «zur Zusammenarbeit aller Menschen guten Willens» eingeladen. Der «Runde Tisch der Religionen» in Hochdorf entstand 2009 vor diesem Hintergrund. Mitgründer Kurt Räber und Claudia Russo Coletti waren damals Synodemitglieder.