Informiert beten – betend handeln
Der Krieg in Gaza bringt die Komitees zum Weltgebetstag in Not. Die Liturgie zum Gottesdienst am 1. März kommt dieses Jahr aus Palästina. Das Schweizer Komitee ändert vorderhand nichts an den Texten.
Enthält die Liturgie aus Palästina antisemitische Aussagen? Bild: Dominik Thali
Der Krieg im Nahen Osten lastet wie ein schwerer Schatten auf dem Weltgebetstag (WGT). Dabei lautet das Motto dieses Jahr «... durch das Band des Friedens». In Deutschland ist die Kontroverse besonders heftig. Halima Aziz, die Künstlerin des WGT-Plakats, habe sich mit dem Terror der Hamas solidarisiert, hiess es in deutschen Medien. Die WGT-Bewegung in Deutschland stoppte den Verkauf des Plakats. Ausserdem wird die von palästinensischen Frauen vorbereitete Gottesdienstordnung in Deutschland auf Antisemitismus überprüft, überarbeitet und ergänzt. Dazu gehört auch eine Kontextualisierung der Erfahrungsberichte von drei Palästinenserinnen.
Staat und Religion trennen
Anders das Schweizer Komitee: Vroni Peterhans, Präsidentin des Schweizer Komitees, hält die von den palästinensischen Frauen vorbereiteten Unterlagen nicht für antisemitisch. Man müsse ganz klar trennen zwischen «Israel und Judentum, zwischen Staat und Religion», sagte sie am 10. Dezember gegenüber kath.ch. Was es in den Materialien gebe, seien «antiisraelische Passagen». Etwa dort, wo die drei Palästinenserinnen von persönlichen Erfahrungen berichten.
«Wir haben das Gefühl, in der Schweiz können wir unseren Frauen an der Basis zutrauen, diese Berichte richtig einzuschätzen – als ein Erzählen über erlebtes Leid.» Man wolle im Moment nicht so weit gehen wie in Deutschland und den Versand der Liturgie und den Verkauf des Plakates stoppen, so die WGT-Präsidentin. Man empfehle der Basis jedoch, vorsich-
tig damit umzugehen, so damit zu feiern, dass man selber dahinterstehen könne.
Zeitnahe Ergänzungen
In einem Mail vom 15. Dezember 2023 an die Mitglieder schreibt Peterhans, die Frauen des palästinensischen Komitees «bitten uns inständig, jetzt und besonders am 1. März 2024 mit ihnen und für alle Menschen, die unter der aktuellen Auseinandersetzung leiden, zu beten. So wissen sie, dass sie nicht alleingelassen werden». Sie hätten bestätigt, «gewisse Ergänzungen zum Liturgietext zu senden». Diese würden zeitnah zum 1. März verfasst, weil sich die Situation laufend ändere. Peterhans ermutigt die Mitglieder, sich nicht verunsichern zu lassen. «Die Verfasserinnen der Liturgie verdienen es, als Autorinnen die Chance für Anpassungen zu bekommen.» Sie rät den Mitgliedern, zeitnah zum 1. März die Website zu konsultieren.
Noch nie sei im Vorfeld eine bereits erarbeitete Liturgie abgeändert worden, sagte Peterhans gegenüber kath.ch. «Man nimmt die Liturgie aus dem jeweiligen Land entgegen. Man hört sie sich an, auch wenn einen nicht alles anspricht. Aber man urteilt nicht und macht auch keine Politik daraus. Denn wir wollen informiert beten und betend handeln.»
Vor dem Angriff der Hamas
Jedes Jahr am ersten Freitag im März laden Frauen weltweit zum Feiern eines gemeinsamen Gebetstages ein. Die Liturgie wird jedes Jahr von einem Frauenkomitee aus einem anderen Land gestaltet. 2024 stammt die Liturgie aus Palästina. Die Wahl stand schon vor dem Angriff der Hamas auf Israel fest.