«Man muss sie einfach gernhaben»

«Unti» mit Teenagern? Davor schrecken manche Katechetinnen und Katecheten zurück. Anders Sarah Rosenberger: Sie liebt es, mit Jugendlichen Fragen zu wälzen und in deren Lebenswelt einzutauchen. Ein Unterrichtsbesuch.

 

Von Dominik Thali |  29.06.2023

An diesem Abend ging es – auf der Karte – bis auf die Philippinen. Und lustig war es auch: Katechetin Sarah Rosen­berger mit Oberstufen-Jugendlichen im freiwilligen Religionsunterricht in Hausen am Al-bis. Bild: Dominik Thali

Halb sieben am Abend im Pfarreizentrum Hausen am Albis, die fünf Mädchen und drei Jungs albern herum und sitzen nun aber endlich am Tisch. Katechetin Sarah Rosenberger lässt sie auf rote und grüne Zettel schreiben, was ihnen an der Schule gefällt und was nicht. Dann zeigt sie einen Film über Müllmenschen auf den Philippinen. Darin erzählt ein junger Mann, wie er den Ausstieg geschafft hat und jetzt an der Uni studiert. Rosenberger fragt: Was würden philippinische Jugendlichen über die Schule sagen? Schweigen am Tisch – bis Dylan meint: «In die Schule gehen zu können ist für die wie bei uns ein Sechser im Lotto.» Dylan ist 14 wie alle in der Gruppe; er hat bereits eine Lehrstelle als Landschaftsgärner in Aussicht.

«Neugierig und interessiert»

Das sitzt. Dann ist es acht Uhr, die Acht stürmen oder trödeln aus dem Raum, und Sarah Rosenberger freut sich über Dylans Satz: «Das sind für mich Höhepunkte.» Sie sei sicher, dass alle von heute Abend etwas mitnähmen. Das Schwatzen und Geblödel in den anderthalb Stunden zuvor hakt Rosenberger ab. Sie erlebt die Jugendlichen als «neugierig und interessiert», diese steckten nun mal in einem Alter, in dem sie sich finden müssten. «Und vor allem cool sein wollen.» Die 48-Jährige hat selbst zwei Teenager zuhause, 12 und 14. Sie lebt in Steinhausen.

«Bereichernd»

Die Ausbildung zur Katechetin nach ForModula schloss Rosenberger 2016 in Luzern ab, auf der Oberstufe unterrichtete sie schon immer gern. Heranwachsen und Pubertät seien für die Katechese eine Chance, sagt Gabrijela Odermatt von der Luzerner Landeskirche. «In diesem Alter kommen die grossen Fragen.» Odermatt ist für das Modul «Katechese Zyklen 3 und 4» mitverantwortlich, das ab August wieder in Luzern angeboten wird (siehe Kasten). Auf dem Lehrplan für diese Stufe steht zum Beispiel: «Die eigenen Wertvorstellungen reflektieren und für sie eintreten.» Für Odermatt ist es «ein bereicherndes Abenteuer», sich auf solche Themen einzulassen.

Sarah Rosenberger hat schon viele davon erlebt. Jugendliche im Schulzimmer zu haben sei «einfach total lässig», findet sie. «Sie stellen Fragen und hinterfragen dabei auch mich.» Oder brächten ihr etwas bei. Jugendslang unter anderem. An diesem Abend lernt Rosenberger zum Beispiel, was gemeint ist, etwas sei «Ohio»: ein bisschen sonderbar. Schräg.

Gute Hilfsmittel

Die Katechetin kann herzhaft lachen über solche Learnings. Es sei nicht schwieriger, Oberstüfeler zu unterrichten als beispielsweise Zweitklässler, findet sie Manche Themen, etwa die Bergpredigt, seien auf der Unterstufe noch gar nicht möglich. «Zudem gibt es so viele gute Hilfsmittel.» Natürlich gebe es ab und an mit der Disziplin Probleme. Aber aus der Ruhe bringt derlei die erfahrene Katechetin nicht. Ihr Grundsatz: «Man muss die Jugendlichen einfach gernhaben.»

Luzern bildet aus

Für Personen, die Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren Religionsstunden erteilen oder mit ihnen katechetisch tätig sind, gibt es eine Weiterbildung, die an die «Ausbildung zur Katechetin/zum Katecheten nach ForModula» anschliesst. Die katholische Kirche im Kanton Luzern bietet das Modul in Zusammenarbeit mit den anderen Innerschweizer Kantonen an. Es beginnt am 26. August; Kurzentschlossene sind willkommen. Das Modul leiten Gabrijela Odermatt (Landeskirche Luzern) und Nicola Arnold (Obwalden).

moduiak.ch