Menschen in Tadschikistan trotzen dem Klimawandel
Tadschikistan ist eines der ärmsten Länder Zentralasiens und besonders stark vom Klimawandel betroffen. Bäuerin Inobat Sadirova (38) passt sich mit innovativen Methoden an die neuen Bedingungen an. Mit Unterstützung von Caritas.
In Tadschikistan trotzen Menschen mit neuen Pflanzenarten dem Klimawandel. Bild: Reto Albertalli/Caritas Schweiz
«Bisher dachten wir, dass sich hier wegen der Höhe und des sehr rauen Klimas nur Kartoffeln anbauen liessen», erzählt Inobat Sadirova. Die 38-Jährige lebt mit ihrem Mann und den vier Kindern im kleinen Dorf Mehrobod. Dieses liegt auf fast 2000 Metern Höhe im oberen Rasht-Tal in Tadschikistan. Die Winter hier sind lang und streng. Nun sorgt der Klimawandel für immer stärkere Niederschlags- und Temperaturschwankungen, die zu Ernteausfällen führen.
Inobat Sadirova leitet eine Gruppe von sechs Frauen, die von Caritas Schweiz geschult wurden. Den Bäuerinnen wurde ein Stück Land zur Verfügung gestellt, auf dem sie neue Pflanzenarten wie Kichererbsen, Mungobohnen und Mais angebaut haben. Diese Diversifizierung der Anbaukulturen ist wichtig, um sich an das veränderte Klima anzupassen. In einem Gewächshaus in ihrem Garten baut Inobat Sadirova auch Gurken, Zwiebeln und Tomaten an. Sie wird zudem in Fragen der Bewässerung beraten, die sie nun viel systematischer einsetzen.
Wetterprognosen möglich
Im Garten von Inobat Sadirova sowie an vielen anderen Standorten in der Region wurden mit Hilfe von Caritas auch Wetterstationen installiert. Diese kleinen Anlagen ermöglichen genaue Wetterprognosen über zehn Tage. Die Bäuerinnen und Bauern wissen so genau, wann sie aussäen und bewässern müssen. Dank der neu gewonnenen Daten sind die Ernten deutlich höher ausgefallen. Das Projekt kommt rund 700 000 Personen in neun Distrikten zugute.
«Ich fühle mich stärker»
Inobat Sadirova hat im Zuge der angebotenen Schulungen neue Bewässerungsmethoden und verschiedene Gemüsesorten kennengelernt. «Ich fühle mich heute stärker», sagt sie
erfreut. «Seit ich die Frauengruppe leite, ist mein Mann nicht mehr das einzige Oberhaupt der Familie.» Dieser stimmt ihr zu und meint voller Stolz: «Das hier bedeutet sowohl für unsere Familie als auch für die ganze Gemeinde eine grosse Veränderung.»
Das Projekt wird mithilfe der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der Europäischen Union realisiert. Bereits jetzt zeigt sich: Es stärkt die ländlichen Gemeinden im oberen Rasht-Tal und gibt ihnen bessere Instrumente, um dem Klimawandel zu begegnen.
Die Ernährung sichern
Tadschikistan liegt zwischen Kirgistan, China, Pakistan und Afghanis-tan. Nur rund 30 Prozent der Fläche des hochgelegenen Landes eignen sich für landwirtschaftliche Nutzung. Die Menschen leiden unter Naturkatastrophen, der Klimakrise und den Folgen der Abholzung der Wälder. Die Ernährungssicherheit ist daher eine konstante Herausforderung. In den Gebirgsregionen sind die Menschen von grosser Armut betroffen. Seit 1997 ist Caritas Schweiz in Tadschikistan engagiert, um mit innovativen Projekten landwirtschaftliche Systeme zu fördern und die Risiken von Naturkatastrophen zu mindern.