Mit Menschenrechten im Vorteil

Landwirtschaft betreiben oder das Land an eine Bergbaufirma verkaufen? Vor dieser Frage stehen die Spieler*innen von «Minanga» bei jedem Zug. Das Spiel wurde Anfang März in Luzern vorgestellt.

Von Sylvia Stam |  30.03.2022

«Minanga» vermittelt eine komplexe Materie auf lustvolle Weise. Bild: Sylvia Stam

«Eine Bergbaufirma forciert den Abbau von Bodenschätzen aufgrund gestiegener Nachfrage. Du musst mindestens zwei Felder für zwei Punkte unter dem Marktpreis verkaufen.» So steht es auf der «Ereigniskarte», die Norbert gezogen hat. Er vertritt in dieser Spielrunde ein fiktives Dorf, in dessen Boden der Rohstoff Sand vorkommt. In den Dörfern seiner drei Mitspielenden gibt es Silber, Diamanten und Phosphat.

Ernten oder verkaufen?

An der Vernissage des Spiels «Minanga» im Luzerner Pfarreizentrum «Barfüsser» stehen die Spieler*innen bei jedem Zug vor der Entscheidung: Betreibe ich auf meinen Feldern Landwirtschaft und ernte, oder verkaufe ich sie an eine Bergbaufirma? Ihre Entscheidung wird massgeblich beeinflusst vom Marktpreis für ihren Rohstoff, der bei jedem Spielzug neu bestimmt wird, und von «Ereignissen», welche die Weltwirtschaft oder den eigenen Rohstoff betreffen können. 

So hat Norbert im Eingangsbeispiel nichts zu entscheiden, sondern ist gezwungen, zwei seiner noch 25 Felder zu einem niedrigen Preis zu verkaufen. Dabei ist Gewinnmaximierung nicht einmal das Ziel des Spiels. Zwar können mit jeder Entscheidung Punkte gesammelt werden, diese jedoch sollen für den Erwerb von Menschenrechten eingesetzt werden.

Gute Vorbereitung wichtig

Das klingt recht komplex, und tatsächlich erfordert das Spiel eine gute Vorbereitung. Ist dies gegeben, verstehen die Teilnehmenden jedoch rasch, was ihre Entscheidungen jeweils bewirken.

«Ich brauche jetzt unbedingt Menschenrechte!», sagt Brigitte, in deren Dorf Diamanten vorkommen. «Autoritäre Regime in Afrika finanzieren mit dem Verkauf von Diamanten das Militär. Gewaltsame Konflikte sind an der Tagesordnung», heisst es auf ihrer Ereigniskarte. Sie muss den Spielzug beenden. Mit dem Menschenrecht «Politische Mitwirkung» hätte sie das abwehren können. Beim nächsten Zug verkauft sie drei Felder und kommt so auf die nötige Punktezahl, um dieses Menschenrecht zu erwerben. Rolf, der gute Marktpreise für sein Silber gezogen hat, erwirbt als Erster alle sechs Menschenrechte und gewinnt damit das Spiel.

In Realität auch so?

«Wer Menschenrechte hat, ist klar im Vorteil», bilanziert Norbert in der Diskussion nach dem Spiel. Doch ist das in der Realität auch so? «Das Spiel zeigt, wie wichtig Menschenrechte wären», korrigiert sich Norbert. Brigitte nickt: «In der Realität ist die Frage, ob und wie sie umgesetzt werden.» Auch Rolf und Felix, der Spielleiter, stimmen zu. Gefallen hat allen, dass «Minanga» eine komplexe Materie lustvoll vermittelt. «Die Ereignisse sind toll formuliert», fügt Norbert an,  «und es ist kein Konkurrenzspiel!»

Zusammenhänge erleben

Das Spiel «Minanga» wurde vom Verein «bergbau-menschen-rechte» entwickelt. Es vermittelt Einblicke in das Leben der Bergbauregionen, verdeutlicht die Wichtigkeit von Menschenrechten und macht die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen unserer Kaufentscheide erlebbar. Ideale Gruppengrösse: vier Personen, ab 12 Jahren. Kosten: Fr. 49.–.

Bezug: bergbau-menschen-rechte.ch/minanga