Mit Platon auf Schildwache
Es war ein Bubentraum, sagt Vivian Erni (25). Der Informatiker aus Römerswil wird am 6. Mai als Schweizergardist vereidigt. Er versteht den Einsatz als «Dienst am Glauben».
An seiner Vereidigung am 6. Mai wird Vivian Erni aus Römerswil schwören, dass er bereit ist, für den Papst sein Leben hinzugeben. Bild: Päpstliche Schweizergarde
«Wenn ich es jetzt nicht mache, wird das nie mehr was», sagte sich Vivian Erni. Der 25-jährige Informatiker aus Römerswil stand gerade vor einem Stellenwechsel – eine passende Gelegenheit, den Kindheitstraum von der Schweizergarde doch noch wahr werden zu lassen.
«Das Militär ist ein Dienst am Vaterland und die Schweizergarde ein Dienst am Glauben», erläutert er seine Motivation. Zum Priester eigne er sich weniger, sagt er lachend. Dabei kennt der ehemalige Ministrant durchaus Zeiten, in denen der Glaube für ihn kaum von Bedeutung war. Erst in den letzten Jahren seien existenzielle Fragen für ihn wichtiger geworden: «Nach welchen Grundwerten möchte ich mein Leben ausrichten?» Damit sei der Glaube wieder mehr ins Zentrum gerückt.
Eine Frage der Einstellung
Auch philosophische Fragen beschäftigen den jungen Luzerner. Er lese gerade Schriften des griechischen Philosophen Platon, darüber könne man wunderbar nachdenken, wenn man etwa bei der Schildwache zwei Stunden lang eine Tür anschauen müsse. Dass dies nicht die spannendste Tätigkeit eines Gardisten ist, gibt Erni unumwunden zu.
Papst Franziskus wird er erst kurz vor der Vereidigung persönlich treffen, bislang hat er ihn nur aus der Ferne gesehen. Alltäglich sei das nicht: «Da wird einem plötzlich bewusst: Das ist jetzt der Papst!»
Am 6. Mai wird Vivian Erni schwören, dass er bereit ist, für den Papst sein Leben hinzugeben. Eine einfache Entscheidung sei das gewiss nicht, «aber es ist eine Frage der Einstellung», meint er nüchtern. Neu ist für den 25-Jährigen das Zusammensein mit Männern aus allen Landesteilen der Schweiz. «Mein Französisch ist nicht ganz so eingerostet, wie ich dachte», erzählt er mit einem Schmunzeln. Manchmal würden Gardisten in einem Satz Wörter aus allen drei Landessprachen benutzen, «aber das geht ganz gut».
Gelebte Demokratie
Dass nicht alle Luzerner Steuerzahler*innen bereit sind, den Neubau der Kaserne der Schweizergarde mitzufinanzieren, lässt Erni relativ gelassen. Anfang April war ein entsprechendes Referendum zustande gekommen. Das sei nun mal «gelebte Demokratie». Gleichzeitig erinnert er daran, dass Gardisten einen Dienst für die Schweiz leisteten: «Wir vermitteln Touristinnen und Touristen aus aller Welt positive Bilder der Schweiz, dafür müsste eine touristische Stadt wie Luzern doch eigentlich Verständnis haben.»
«Treu und redlich dienen»
Jeweils am 6. Mai werden die neuen Schweizergardisten vereidigt. Das Datum erinnert an den «Sacco di Roma», die Plünderung Roms durch Landsknechte Kaiser Karls V. im Jahr 1527, als 147 Schweizergardisten bei der Verteidigung von Papst Clemens VII. starben.
Die neuen Gardisten schwören, «treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst N. N. und seinen rechtmässigen Nachfolgern» und sich «mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, für ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben.»