Not, Armut und die Lichtblicke darin
Zeit für Kinder in benachteiligten Familien, Hilfe für Menschen in Not: Die «mit mir»-Patenschaften und die Sozial- und Schuldenberatung der Caritas Luzern sorgen für Lichtblicke. Die Advents- und Weihnachtszeit ist beiderorts besonders.
«Wir rechnen damit, dass die Zahlen hoch bleiben»: Antje Sonntag (links) und Nicole Scherer von der Caritas Luzern. Roberto Conciatori
Advent und Weihnachten: «Das ist für viele ‹mit mir›-Kinder die Zeit», sagt Nicole Scherer. «Samichlaus und Grittibänz, Guetzle oder Kerzenziehen – das kennen Mädchen und Buben aus anderen Kulturen oft nicht.»
Advent und Weihnachten: «Für Menschen in Armut eine schwierige Zeit», sagt Antje Sonntag. «Die Rechnungen stapeln sich, da bleibt für das Feiern mit der Familie oft wenig übrig.»
«Sehr schöne Geschichten»
Alltag bei der Caritas, der Partnerin der Kirche in der Diakonie. Nicole Scherer leitet das Projekt «mit mir», in dem freiwillige Gotten und Göttis mit Kindern von drei bis zwölf Jahren ein- oder zweimal im Monat Freizeit verbringen. Die Kinder erhalten Aufmerksamkeit geschenkt, lernen eine andere Welt kennen und entdecken neue Fähigkeiten.
«Mit mir» richtet sich an sozial benachteiligte Familien: Da leben fünf Personen in einer engen Zweieinhalbzimmer-Wohnung, kommt eine alleinerziehende Mutter kaum über die Runden, sprechen Eltern aus einem anderen Kulturkreis wenig Deutsch. Manche Familiensituationen machten sie betroffen, sagt Scherer. Andererseits erfahre sie immer wieder von «sehr schönen Geschichten». Zum Beispiel von jenem ehemals schüchternen Mädchen, das es vergangenen August in die Kantonsschule schaffte. «Die Begleitung durch ihre Gotte hat bestimmt dazu beigetragen, dass sie ihr Potenzial abrufen konnte.»
Scherer betreut zurzeit rund 80 Patenschaften, die Nachfrage ist anhaltend hoch. Wer Gotte oder Götti sein will, muss mindestens 20 Jahre alt sein. Die meisten seien 25 bis 40 und nicht etwa Rentnerinnen und Rentner. «Viele waren früher in der Pfadi oder Jubla aktiv und wollen weiter etwas mit Kindern machen», stellt Scherer fest.
Nur noch ein paar Franken
Belastende Umstände sind auch für Antje Sonntag von der Sozial- und Schuldenberatung der Ausgangspunkt ihrer Arbeit. Corona führte 2020 zur «grössten Hilfsaktion in der Geschichte der Caritas», sagt Geschäftsleiter Daniel Furrer. Gut 750 Personen ersuchten um Soforthilfe, gegen 670 000 Franken wurden ausbezahlt.
Gespräche vor Ort sind zwar längst wieder möglich und die neuen Abläufe eingespielt. Die Not ist aber mitnichten kleiner geworden. Sie rechne vielmehr damit, dass die Zahlen hoch blieben, sagt Sonntag und bringt ein Beispiel: «Menschen, die jetzt noch Arbeitslosengeld beziehen, werden ja einmal ausgesteuert, wenn sie keine neue Stelle finden.» Die Sozial- und Schuldenberaterinnen der Caritas Luzern sässen immer wieder Menschen gegenüber, die sagten, ihnen blieben nur noch ein paar Franken bis zum Monatsende, berichtet Sonntag. In solchen Notfällen gibt sie zum Beispiel Einkaufsgutscheine für die Caritas-Märkte ab. «Unkompliziert, damit jemand mal wieder den Kühlschrank füllen kann.» Die Caritas arbeitet zudem eng mit den kirchlichen Sozialberatungen zusammen.
Caritas Luzern setzt sich in der Pandemie stark für Menschen in der Not ein. Antje Sonntags Lichtblick darin: «Wir haben nicht nur höhere Ausgaben, sondern erhalten auch mehr Spenden.»