Papst: «Lobt Gott und handelt!»
Papst Franziskus sieht die Welt angesichts der Klimakrise an einem Wendepunkt. Er fordert die Menschheit in einem Mahnschreiben zum Handeln auf. Dieses wurde Anfang Oktober veröffentlicht.
Es könne «nicht mehr bezweifelt werden», dass der Ursprung des Klimawandels menschengemacht sei, schreibt Papst Franziskus. Bild: Gregor Gander
Papst Franziskus hat die Menschheit dazu aufgerufen, rasch und umfassend gegen die Erderwärmung vorzugehen. In einem «Apostolischen Mahnschreiben» mit dem Titel «Laudate Deum» (Lobt Gott) fordert er von Regierungen, Unternehmen und von den einzelnen Menschen, rasch die notwendigen Schritte zu ergreifen, um eine Ausweitung der Klimakatastrophen zu verhindern.
Der menschengemachte Ursprung des Klimawandels könne «nicht mehr bezweifelt werden», schreibt der Papst. Dabei richtet sich Franziskus auch an Kritiker:innen des Klimawandels in der katholischen Kirche: «Ich sehe mich gezwungen, diese Klarstellungen, die offenkundig erscheinen mögen, aufgrund bestimmter abschätziger und wenig vernünftiger Meinungen vorzunehmen, die ich selbst innerhalb der katholischen Kirche vorfinde.»
Weltuntergang steht nicht an
Zugleich wendet er sich gegen eine Deutung der Ereignisse als anstehenden Weltuntergang. «Bestimmte apokalyptische Diagnosen erscheinen oft wenig vernünftig oder unzureichend begründet», erklärt er, schränkt dann aber ein: «Dies sollte uns nicht dazu verleiten, zu ignorieren, dass die reale Möglichkeit besteht, dass wir einen kritischen Punkt erreichen.»
Ausführlich spricht der Papst in dem Dokument, das als «Fortsetzung» seiner Umweltenzyklika «Laudato si» von 2015 angekündigt war, von den Weltklimakonferenzen (COP). Er bewertet die Konferenzen seit 1992 in dem Text unterschiedlich und lobt besonders die von Paris.
Dubai als Wendepunkt?
Über das für Ende dieses Jahres in Dubai geplante Treffen schreibt Franziskus: «Wenn wir auf die Fähigkeit des Menschen vertrauen, über seine kleinen Interessen hinauszugehen und im Grossen zu denken, können wir nur hoffen, dass die COP28 zu einer deutlichen Beschleunigung der Energiewende mit wirksamen Verpflichtungen führt, die einer dauerhaften Überwachung unterliegen. Diese Konferenz kann ein Wendepunkt sein.»
Der Papst argumentiert in dem rund zwölf Seiten langen Schreiben meist naturwissenschaftlich, politisch und auch volkswirtschaftlich. Er spricht sich dagegen aus, Mensch und Natur als getrennt voneinander zu betrachten. Der Mensch müsse «als Teil der Natur betrachtet werden. Das menschliche Leben, die Intelligenz und die Freiheit sind in die Natur eingebettet, die unseren Planeten bereichert, und sie sind Teil seiner inneren Kräfte und seines Gleichgewichts.»
Von ein und demselben Vater
Theologische oder moralische Ausführungen gibt es nur an wenigen Stellen. So heisst es im letzten Kapitel: «Wir müssen anerkennen, dass das menschliche Leben ohne an-
dere Lebewesen nicht verstanden und nicht aufrechterhalten werden kann.» Es gilt, «dass sämtliche Geschöpfe des Universums, da sie von ein und demselben Vater erschaffen wurden, durch unsichtbare Bande verbunden sind und wir alle miteinander eine Art universale Familie bilden, eine sublime Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen, liebevollen und demütigen Respekt bewegt».