Reform-Allianz will Brücken bauen
Sie will gleiche Rechte für alle Getauften in der katholischen Kirche, vernetzen und sichtbar machen. Und sie will Brücken bauen: Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch». Nun hat sie ihre erste Geschäftsleiterin gewählt.
Valentin Beck (links) und Katharina Jost (rechts) mit der neuen Geschäftsleiterin Mentari Baumann aus Bern. Bild: Ruben Sprich, «pfarrblatt» Bern.
«Wir werden die Kirche nicht innert Jahresfrist auf den Kopf stellen», sagt Mentari Baumann (28), «aber ich glaube, dass wir einen Schritt weiterkommen.» Baumann ist ab Dezember Geschäftsleiterin der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» (AGK). Die Bernerin mit indonesischen Wurzeln ist auch Präsidentin der Pride in Zürich und engagiert sich in der FDP.
Mit dieser neu besetzten Stelle wird die Arbeit der im Januar gegründeten AGK konkreter: Diese setzt sich für «Gleiche Würde und gleiche Rechte» ein, dies in Bezug auf Geschlecht, Lebensform und Weihestand. Sie versteht sich als Dachorganisation all jener, die für diese Reformanliegen in der katholischen Kirche eintreten. Die AGK ist die Nachfolgeorganisation der Allianz «Es reicht», die aus dem Protest gegen den Churer Bischof Vitus Huonder entstanden war.
«Die Allianz fungiert als Vernetzerin.»
Katharina Jost
Nicht nur protestieren
Im Unterschied zu dieser möchte die AGK jedoch nicht nur protestieren, sondern auch «vorhandene Ansätze in den Mittelpunkt rücken», sagt Valentin Beck, der als Jubla-Präses Mitglied der Steuergruppe der AGK ist. Als Beispiele nennt er die Regenbogenpastoral im Bistum Basel, aber auch Pfarreien, die ihre Leitung teilen. Solche Ansätze sollen mit einem Label belohnt werden. «Die Allianz fungiert als Vernetzerin, sodass man rascher voneinander erfährt», sagt Katharina Jost, die als Vize-Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds ebenfalls Mitglied der Steuergruppe ist. Durch diesen Wissens-Transfer sollen Reformanliegen «mehr Drive bekommen», hofft Jost. Wichtig sind der AGK zudem Digitalisierung und Professionalisierung, damit die Energie nicht verpuffe. Trotz ihrer Reformanliegen versteht sich die AGK als Brückenbauerin: Reformwilligen Bischöfen möchte sie «den Rücken stärken», so Beck. Kirchenfernen und jüngeren Menschen möchte sie zeigen, «dass Kirche auch anders gelebt werden kann», so Baumann.
Kontakt zu Bischöfen
Wie dies geschehen soll, ist noch weitgehend offen. Geplant sind eine Website und weitere digitale Kanäle, zudem hat die Steuergruppe Kontakt mit der Bischofskonferenz aufgenommen und sich als Gesprächspartnerin im Synodalen Prozess angeboten. Zur Umsetzung ihrer Vision gibt sich die AGK bis 2025 Zeit. Bis dahin sollen «viele Orte sichtbar werden, in denen Kirche anders gelebt wird, als der Vatikan vorschreibt», so Jost. Im Idealfall kann die AGK dazu beitragen, dass es zu «Dammbrüchen in der globalen Kirche kommt», so Beck.
Für Einzelpersonen offen
Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» (AGK) versteht sich als Zusammenschluss von Menschen mit der gemeinsamen Vision: Gleiche Würde und gleiche Rechte für alle Getauften, basierend auf der Gottesebenbildlichkeit aller Menschen. Das drückt die Wortschöpfung «Gleichwürdig» aus. Kern der AGK ist die Projektgemeinschaft. Dieser können sich Einzelpersonen, Organisationen, Pfarreien u.a. anschliessen. Die AGK erhält Beiträge der RKZ, der Herbert-Haag-Stiftung, des Fastenopfers und des Schweizerischen Katholischen Volksvereins sowie Spenden. Die Geschäftsstelle ist in Luzern.