Religionsfreiheit unter Druck
Das katholische Hilfswerk «Kirche in Not» beobachtet in 61 Ländern weltweit Einschränkungen der Religionsfreiheit. Betroffen seien alle Religionen, heisst es im Bericht, der alle zwei Jahre erscheint.
Eine zerstörte Kirche im Irak (Aufnahme von 2018). Bild: Andreas Krummenacher
In 61 Ländern wurde die Religionsfreiheit in den vergangenen zwei Jahren verletzt. Zu diesem Schluss kommt das internationale katholische Hilfswerk «Kirche in Not». Fast 4,9 Milliarden Menschen und damit mehr als 62 Prozent der Weltbevölkerung lebten in Ländern mit ernster oder sehr ernster Verletzung der Religionsfreiheit, erklärte das Hilfswerk Ende Juni bei der Vorstellung des Berichts «Religionsfreiheit weltweit» in Berlin.
Autoritäre Regierungen
Das bedeute nicht, dass alle Angehörigen einer Religionsgruppe in diesen Ländern verfolgt würden. In vielen dieser Länder seien religiöse Minderheiten aber am stärksten betroffen. Verantwortlich für Einschränkungen der Religionsfreiheit seien vor allem autoritäre Regierungen, aber auch islamistischer Extremismus und ethnoreligiöser Nationalismus.
Der seit 1996 alle zwei Jahre erscheinende Bericht umfasst Beobachtungen in 196 Ländern. In der «Kategorie rot» berichtet das Hilfswerk aus 28 Ländern von Verfolgung aufgrund des Glaubens. Dazu zählen Afghanistan, der Iran oder Nordkorea, aber auch afrikanische Länder wie Burkina Faso, Mali, Sudan oder Libyen.
Nicaragua im roten Bereich
Erstmals erscheint auch Nicaragua in der «Kategorie rot». Dort leide insbesondere die katholische Kirche unter Repression der Regierung Ortega. Weitere 33 Länder fallen in die «Kategorie orange». Hier hat das Hilfswerk Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit beobachtet. Nur in neun Ländern habe sich die Lage seit 2021 leicht verbessert, darunter in Ägypten, Äthiopien und Jordanien.
Der Geschäftsführer von «Kirche in Not» in Deutschland, Florian Ripka, bezeichnete die beobachteten Entwicklungen als Weckruf, «denn die schwierige Situation der Religionsfreiheit ist ein Indikator dafür, dass auch andere grundlegende Menschenrechte wie Meinungsfreiheit oder politische Mitbestimmung mit Füssen getreten werden».
Information – Gebet – Hilfe
«Kirche in Not» wurde 1947 als Solidaritätsaktion gegründet. Das päpstliche Hilfswerk widmet sich durch Information, Gebet und Hilfe dem Dienst an Christ:innen weltweit, wo immer diese verfolgt oder unterdrückt werden. Sitz der internationalen Zentrale ist Königstein (D), die Schweizer Vertretung hat ihren Sitz in Luzern.
kirche-in-not.ch