Sie holen die Heiligen vom Sockel

Zum Willisauer Kirchenjubiläum melden sich sogar die beiden Stadtheiligen zu Wort. Die Mauern, hinter denen Peter und Paul leben, sind zwar stummer Stein, aber auch Ort lebendiger Gemeinschaft. Das Jubiläum macht sie hör- und sichtbar.

Von Dominik Thali |  30.05.2022

Die Kirche steht in Willisau mitten im Städtchen (von links): Andreas Wissmiller, Urs Purtschert und Evelyne Huber vom Jubiläums-OK. Bild: Dominik Thali

Wenn am 29. Juni der Hör-Rundgang in der Kirche eröffnet wird, thronen die hölzernen Apostel nicht über dem Kirchenvolk, sondern nehmen irgendwo Platz in dem weiträumigen Bau. Über einen QR-Code wird man ihnen übers Handy zuhören können, was sie den Heutigen sagen wollen. «Vielleicht gefällt es ihnen ja gar nicht auf ihren Sockeln», mutmasst Kirchgemeindepräsidentin Evelyne Huber. Und schmunzelt. Das Kirchenjubi­läum in Willisau will zum Nachdenken und Mitmachen anregen. Petrus und Paulus sind nicht die Einzigen, die beim Hör-Rundgang mitmachen. Auch die Gäste des letzten Abendmahls werden sich vernehmen lassen. Oder die steinernen Säulen erklären, weshalb sie ebenso den Kirchenbau tragen wie den Hinterbänkler*innen die Sicht nach vorn verdecken.

Noch nicht fertig

Als die Willisauerinnen und Willi­sauer 1810 in ihre neue Kirche einzogen, war diese noch lange nicht fertig. Zwölf Jahre noch leistete das Volk Fronarbeit, bis der päpstliche Nuntius das Gotteshaus am Dreifaltigkeitssonntag 1822, am 2. Juni, nach 18 Jahren Bauzeit einweihen konnte.

Dieses Bild nimmt das Jubiläum auf. Will heissen: Fertig ist die Kirche immer noch nicht und wird sie auch nie sein. «Was sich nicht verändert, stirbt», sagt Religionspädagoge Urs Purtschert. Pfarreileiter Andreas Wissmiller zeigt auf die Installation «Steine des Anstosses» im Kirchenraum, an der alle mitbauen können. Eine doppeldeutige Bezeichnung: Kirche kann anstössig sein. Aber auch Anstösse geben. «Auf jeden Fall muss sie sich entwickeln. Ständig», sagt Wissmiller.

Ideen sind gefragt

Dieser Gedanke ist für ihn für das Jubiläum zentral. Gegen Ende Jahr erhalten zum Beispiel alle Willisauerinnen und Willisauer Gelegenheit, ihre Wünsche zu äussern und auf einem grossen Plan der Kirche und deren Umgebung einzuzeichnen. Urs Purtschert freut sich schon jetzt auf «Ideen, auf die wir im Team selbst nie kämen». Er hofft, dass sich «auch Leute melden, die sonst nichts sagen würden».

Die Kirche gemeinsam entwickeln – aber auch miteinander feiern und öffnen sind die anderen beiden Ziele des Jubiläums. Der nächste Termin: 11. Juni, Tag der offenen Tür. Dann kann sogar die kirchliche Schatzkammer in Augenschein genommen werden.
 

Ein Lied zum Geburtstag

«200 Jahre Pfarrkirche Willisau» 
ist ein Jubiläum für alle:

  • Noch bis am 12. Juni kann man an der Kunstinstallation «Steine des Anstosses» weiterbauen.
  • Am 11. Juni gibt’s einen Tag der offenen Türen. 
  • Am Dreifaltigkeitssonntag vom 12. Juni wird das Pfarreilied «Peter und Paul» uraufgeführt. «Das wird ein Gassenhauer», freut sich Kirchgemeindepräsidentin Evelyne Huber.
  • Am 29. Juni wird der Hör-Rundgang in der Kirche eröffnet.
  • «Das grosse Apostelrätsel» und «Finde den Bildausschnitt»: Für Gross und Klein das ganze Jahr.