«Unsere Kompetenzen sind gefragt»

In ihrer Zeit als Präsidentin durchlebte die Caritas Luzern eine Krise nach der anderen. Heute sei das Hilfswerk wieder «sehr gut unterwegs», stellt Yvonne Schärli fest.

Von Dominik Thali |  29.05.2024

«Die Kirchen leisten viel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt», sagt Yvonne Schärli. Bild: Dominik Thali

«Wir müssen neue Aufgabenfelder ins Auge fassen», sagten Sie bei Ihrem Amtsantritt im Sommer 2017. Ist dies gelungen?

Yvonne Schärli: Das war der Plan. Und ja, wir sind viele Veränderungen angegangen. Kurz vor meinem Amtsantritt hatte ja die Caritas ihren kantonalen Leistungsauftrag im Asylwesen verloren. Das war einschneidend.

Sie mussten wissen, welche Folgen das haben könnte.

Ich kannte die schwierige finanzielle Situation der Caritas Luzern. Doch ich freute mich einfach darauf, meine Erfahrungen und mein Netzwerk aus der Politik in ein Sozialwerk einzubringen. Dann aber erwischte es uns in einem Ausmass, das niemand erwarten konnte. Wir mussten den Hauptsitz in der Stadt aufgeben, das Restaurant Brünig sowie den Markt in Sursee schliessen; es gab Entlassungen, Wechsel in der Geschäftsleitung, später kam Corona, der Ukrainekrieg.

Wie ging Caritas mit all dem um?

Als Hilfsorganisation sind wir ja krisenerprobt. Wir lernten gleichwohl, uns stärker zu fokussieren: in den bewährten Aufgabenfeldern besser werden – und grösser.

Ihre Bilanz dazu?

Wir konnten wachsen und einige Angebote räumlich ausweiten. Der Veloverleih Nextbike etwa ist mittlerweile in mehreren Zentralschweizer Kantonen präsent. Zudem haben wir in Zug ein Gastfamilienprojekt betreut, betreiben einen Caritas-Markt für Armutsbetroffene in Baar und die Zen­tralschweizer Kantone haben Ende 2023 die Zusammenarbeit mit unserem Dolmetschdienst verlängert. Caritas Luzern ist sehr gut unterwegs.

Wohin?

Um die neue Wirklichkeit abzubilden, schlagen wir der Vereinsversammlung im Juni einen Namenswechsel von Caritas Luzern zu Caritas Zentralschweiz vor. Menschen sind mobil und vernetzt, unser Einsatz endet nicht an der Kantonsgrenze. Zudem gibt es im Rest der Zentralschweiz keine Caritas-Organisationen.

Sind die Krisen also überwunden?

Ja. Ich spüre viel Elan, sich weiterzuentwickeln, bei den Angeboten oder in der Digitalisierung. Unsere Kompetenzen sind gefragt.

Zum Beispiel beim Thema Armut.

Teuerung, Kriege oder die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft stimmen mich nachdenklich. Hier muss die Caritas korrigierend eingreifen, den Menschen, die von Armut betroffen sind, eine Stimme geben und deren Anliegen öffentlich machen.

Wie arbeitet Caritas inzwischen mit dem Kanton Luzern zusammen?

Der Verlust des Leistungsauftrags 2016 führte zu einer Verhärtung. Inzwischen haben wir uns wieder gefunden. Der Kanton schätzt unsere Kompetenzen und erteilt uns auch Aufträge, zum Beispiel in der beruflichen Integration.

Die katholische Kirche hat Caritas Luzern 1982 gegründet. Wie nehmen Sie die Partnerschaft mit ihr wahr?

Sehr gut. Ich sehe, was die Landeskirchen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten, wie sie für Menschen da sind, die Unterstützung brauchen – bis in alle Gemeinden und auch dort, wo sich der Staat zurückzieht. Ich nahm immer das Verbindende zwischen uns und der Kirche wahr. Die Unterstützung spürten wir gerade dann stark, als es uns nicht gut ging. Aktuell freue ich mich über die neue Leistungsvereinbarung. Die Caritas Luzern ist und bleibt ein katholisches Hilfswerk.