Verfolgung von Christ:innen weltweit

Es ist eine Rangliste des Schreckens. Weltweit seien 380 Millionen Christen einem hohen bis extremen Mass an Verfolgung ausgesetzt, heisst es im Weltverfolgungsindex von «Open Doors».

Von Christoph Arens (KNA), Sylvia Stam |  14.02.2025

Verwüstungen an einer Kirche im Irak. | Bild: Andreas Krummenacher, 2018

Getötet, bedroht, gewaltsam vertrieben: Millionen Christ:innen weltweit sind laut dem neuen Weltverfolgungsindex auch im vergangenen Jahr Opfer von Verfolgung durch Staaten und radikale religiöse Gruppierungen geworden. Wie das den Freikirchen nahestehende Hilfswerk «Open Doors» mitteilt, waren zwischen Oktober 2023 und September 2024 rund 380 Millionen Christ:innen weltweit wegen ihres Glaubens mindestens in hohem Masse Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Im Jahr davor sprach das Hilfswerk von 365 Millionen Betroffenen.

4500 Menschen getötet

4476 Christ:innen weltweit wurden laut Weltverfolgungsindex im Zusammenhang mit der Ausübung ihres Glaubens getötet; 500 weniger als im Jahr zuvor. Angriffe auf Häuser von Christ:innen nahmen von 21 431 im Vorjahreszeitraum auf 28 368 erneut deutlich zu. Rund 16 Millionen Christ:innen in Subsahara-Afrika wurden aufgrund von Gewalt und Konflikten gewaltsam vertrieben – gegenüber 16,2 Millionen im Jahr zuvor. 

Repressionen in Zentralasien

Der Weltverfolgungsindex listet die 50 Länder auf, in denen Christen weltweit am härtesten wegen ihres Glaubens verfolgt und diskriminiert werden. Auf Platz eins liegt nach wie vor Nordkorea, gefolgt von Somalia, dem Jemen, Libyen, Sudan, Eritrea, Nigeria, Pakistan, Iran und Afghanistan. Das bevölkerungsreichste Land Indien belegt wie im Vorjahr Platz 11, China hat sich von Platz 19 auf 15 verschlechtert. Die deutlichste Verschlechterung ihrer Lage erleiden laut «Open Doors» Christ:innen im zentralasiatischen Kirgistan, das erstmals in die Negativliste (Rang 47) kam. 

Zu den grössten Herausforderungen für Christ:innen zählt wie schon im Vorjahr ein hohes Mass tödlicher Gewalt in weiten Teilen des afrikanischen Kontinents. Neben Nigeria ist der Tschad (Rang 49) erstmals in der Negativliste vertreten. Dort sei die Bevölkerung zunehmend von der Bedrohung durch radikale Gruppen wie Boko Haram betroffen, heisst es. Es gebe Entführungen und Zwangsvertreibungen von Christ:innen.

Philippe Fonjallaz, Geschäftsführer von «Open Doors» Schweiz, ruft daher Politiker:innen und Gesellschaft dazu auf, «bei den Behörden der betroffenen Länder entschlossen für die Einhaltung des Rechts auf Glaubens- und Gewissensfreiheit hinzuwirken».
 

Weite Definition umstritten

«Open Doors» spricht von Verfolgung und Diskriminierung von Christ:innen, wenn ihr Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit verletzt und/oder nicht geschützt wird oder ihnen das Recht verweigert wird, ihren Glauben auszuüben. Diese Definition beinhaltet u. a. Diskriminierung, Einschüch-
terung, sexuellen Missbrauch und Gewalt bis zu ethnischer Säuberung und Völkermord. Die Zahlen von «Open Doors» sind wegen dieser weiten Definition umstritten. Oft gibt es Verbindungen zwischen sozialen, politischen und religiösen Gegensätzen. Die beiden grossen Kirchen verzichten darauf, kon-krete Zahlen zu nennen.