Wie die Jesuiten in Luzern wirkten

Die Jesuitenkirche ist bis heute eines der Wahrzeichen der Stadt Luzern. Vor 450 Jahren kamen die Jesuiten nach Luzern. Ein Rückblick auf ihr Wirken.

Von Hansruedi Kleiber, Jesuit und Präfekt der Jesuitenkirche Luzern |  30.07.2024

Die Jesuitenkirche ist eines der Wahrzeichen von Luzern. | Bild: Ivo Räber/unsplash

1574 kamen die ersten drei Jesuiten aus Augsburg nach Luzern, um hier eine Schule zu gründen. Zwischen dem Rat der Stadt, dem Nuntius, der damals noch in Luzern residierte, und Rom ging ein Gerangel los, ob, wann und wo die Gründung einer höheren Schule in der Zentralschweiz erfolgen sollte. Schliesslich entschied sich der Papst für Luzern und der Mailänder Erzbischof Karl Borromäus empfahl dem Rat von Luzern die Jesuiten. Doch es hätte nicht viel gebraucht und die Jesuiten hätten Luzern wieder verlassen. Die Lebensbedingungen waren miserabel und die finanziellen Grundlagen nicht gesichert. Erst mit Hilfe einiger begüterter Bürger:innen und Ratsherren, etwa von Schultheiss Ludwig Pfyffer, aber auch der Familien Sonnenberg, zur Gilgen, Segesser und Cysat konnten die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden.

Über 500 Schüler

Im Stiftungsbrief von 1577 wurden die Grundlagen festgelegt: Die Stadt verpflichtete sich, für den Lebensunterhalt von zwanzig Jesuiten aufzukommen. Diese wiederum sollten Unterricht und Seelsorge garantieren. Den Jesuiten wurde der «Rittersche Palast» (heute Regierungs- und Parlamentsgebäude des Kantons) als Wohnsitz zur Verfügung gestellt. Gegenüber errichtete man ein Schulgebäude mit dem Marianischen Saal. Als Erholungsrefugium diente der Jesuitenhof bei der Seeburg.

Seine Blütezeit erfuhr das Kolleg in der Mitte des 18. Jahrhunderts mit über 500 Schülern. Schon zuvor hatten die Jesuiten auch Vorlesungen in Philosophie und Theologie angeboten und eigene Mitbrüder und andere Kleriker ausgebildet. Die Studienordnung des Ordens war beispielhaft und wurde überall übernommen. Deswegen ist es auch richtig, hier den Ursprung der Theologischen Fakultät und sogar der Universität Luzern zu sehen.

Bau der Jesuitenkirche 1677

Die Jesuiten stellten sich in den Dienst der vom Konzil zu Trient beschlossenen Reformen der Kirche. Trient war die Antwort auf die Herausforderungen der Reformation. Darum wurde und wird der Orden als Instrument Roms für die Gegenreformation angesehen, was so allerdings nicht stimmt. Das Anliegen war zunächst die katholische Reform der Kirche. Den Patres war auch Predigtdienst und Seelsorge in Luzern und Umgebung anvertraut. 1677 konnte die heutige Jesuitenkirche – die erste grosse Barockkirche der Schweiz – eingeweiht werden. Rund 200 Jahre später hob Papst Clemens XIV. den Orden auf Druck der Könige von Spanien, Portugal und Frankreich auf. Diesen wurden die Jesuiten zu mächtig und zu einflussreich, besonders in den Ländern Lateinamerikas, wo sie mit Erfolg gewirkt hatten.

Die Gebäude und Kirchen der Jesuiten in der Schweiz fielen an den Staat. Die Patres wirkten als Geistliche und Lehrer noch weiter, aber nicht mehr als Ordensgemeinschaft. 1814 errichtete Papst Pius VII. den Orden wieder neu. Die Regierung berief die Jesuiten ein zweites Mal nach Luzern. Nach dem Sonderbundskrieg wurde 1848 der heutige Bundesstaat gegründet, in dessen Verfassung den Jesuiten jegliche Tätigkeit in Schule und Kirche untersagt wurde. Erst 1973 wurde das Jesuitenverbot durch eine Volksabstimmung aus der Bundesverfassung gestrichen.