«Wir sind eine Gemeinschaft»

Bruder Pascal Mettler (34) lebt seit 2022 im Kloster Wesemlin Luzern. Der jüngste Schweizer Kapuziner sieht grössere Distanzen und multikulturelle Gemeinschaften als Herausforderungen seines Ordens.

 

Von Sylvia Stam |  25.08.2023

«Der Austausch unter Brüdern ist extrem wichtig.» Bruder Pascal Mettler hofft, dass dies auch in grösser werdenden Provinzen möglich bleibt. Bild: Sylvia Stam

«Der Glaube ist für mich bis heute überzeugend», sagt Bruder Pascal Mettler (34). «Auf diese ‹Worte des ewigen Lebens›, wie es im Johannesevangelium heisst, konnte ich mich bis jetzt immer wieder abstützen. Das trägt mich, auch in Glaubenskrisen», sagt der Kapuziner. Diesen Frühling hat er die ewige Profess abgelegt. Es ist das Versprechen, sich ein Leben lang an den Orden zu binden. Die Ordensgemeinschaft ihrerseits verspricht die Annahme des Kandidaten. Im nächsten Jahr folgt voraussichtlich die Priesterweihe.

Aufgewachsen ist er in der Nähe von St. Gallen, Religion war in seiner Jugend «mit einer gewissen Selbsverständlichkeit» präsent, erzählt er. Priester sei für ihn schon früh ein Thema gewesen. Nach einer Bäckerlehre und der Matura fing er daher ein Theologiestudium an und entschied sich mit 28 Jahren für den ersten Schritt in den Kapuzinerorden.

Brückenbauer sein

Was motiviert ihn zu diesem Schritt in einer Zeit, in der Kirche und Religion an Bedeutung verlieren? Für Pascal Mettler stellt sich die Frage so nicht. Er versteht Gott «als Sinn und Zweck des Lebens». Entsprechend könne man jeden Menschen, der nach Sinn suche, als religiös bezeichnen. «Wie willst du die Menschen verstehen, wenn du ihre Frage nach Sinn nicht ernst nimmst?» Mit dieser Haltung sieht er Möglichkeiten Brücken zu Menschen zu bauen, die dem Glauben eher fern sind. Das Interesse am Mitmenschen zeigt sich auch in seiner Entscheidung, Kapuziner zu werden: «Wie begegne ich dem Menschen vor mir im Hier und Jetzt?», lautet für ihn ein zentrales Merkmal franziskanischer Spiritualität. Gott erfahre er in der Auseinandersetzung mit dem Mitmenschen, selbst wenn diese bisweilen schwerfalle. Er spricht auch von einer «franziskanischen Demut», sich im Orden oder in der Kirche zu beheimaten, auch wenn man nicht mit allem einverstanden sei, was man im konkreten Alltagsleben erfahre.

«Wohin bewegen wir uns?»

Bevor Bruder Pascal ins Luzerner Kloster Wesemlin kam, wurde er in Salzburg und Münster ausgebildet, anschliessend besuchte er die Kapuzinerprovinz in Tansania. Gerne erinnert er sich «an viele Menschen» dort und vor allem an deren Gelassenheit, die sie trotz materiell schwieriger Situationen an den Tag legten. Während in Tansania die Loslösung von der Schweizer Provinz ein wichtiges Thema sei, stellten sich den deutschsprachigen Mitbrüdern aufgrund von deren Alter andere Fragen: «Wohin bewegen wir uns? Wie können wir trotz allem eine lebendige Gemeinschaft bleiben?»

Die letzte Frage treibt auch Bruder Pascal um, wenn er in die Zukunft blickt. Er geht davon aus, dass die einzelnen Provinzen grossräumiger und multikultureller werden. «Wir sind eine Brüdergemeinschaft», hält er fest und hofft, dass die Brüder trotz grösserer Distanzen eine lebendige Beziehung aufrechterhalten können. «Der Austausch ist extrem wichtig!» Entsprechend müsse er bereit sein, auch ausserhalb der Schweiz zu leben, wenn der Orden dies verlange. Doch vorderhand absolviert Bruder Pascal die zweijährige Berufseinführung für Pfarreisseelsorger:innen im Pastoralraum Oberes Entlebuch. Danach können Dienste im Kloster oder in der Pastoral anschliessen.