Zeit zu schenken hilft aus der Armut

Zeit ist ein Luxus, den sich viele nicht leisten können. Das betrifft besonders Menschen in Armut. Ihnen kommt die Kollekte aus den Gottesdiensten vom 28./29. Januar zugute.
 

Von Marlen Stalder / Caritas Luzern |  29.12.2023

Sie verschenkt Zeit: «mit mir»-Patin Ramona verbringt immer wieder einen Tag mit Sergo. Bild: Caritas Luzern

Ein Beispiel dafür ist Tsion aus Eritrea. Sie lebt mit ihrer Familie in Wolhusen und steht für viele Menschen, die nicht nur mit finanziellen Herausforderungen kämpfen, sondern auch mit dem ständigen Druck der Zeit. Tsions Tochter Sergo hat jedoch das Glück, eine «mit mir»-Patenschaft der Caritas Luzern zu geniessen. Diese Patenschaft verbindet sie mit der freiwilligen Patin Ramona.

Die Zeit, die Ramona mit Sergo und deren Geschwistern verbringt, gibt Tsion die Möglichkeit, drängende Aufgaben zu erledigen und sich um die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Familie zu kümmern. Die Bedeutung dieser Patenschaft wird deutlich, wenn man Tsion hört: «Ramona bereitet damit nicht nur meinen Kindern eine riesige Freude. Sie verschafft mir gleichzeitig Zeit.» Einmal habe sie so endlich Zeit gehabt, einen neuen Schrank zu kaufen.

Arme sterben früher

In allen Gesellschaftsschichten leiden die Menschen unter Zeitmangel. Was den Unterschied zwischen Arm und Reich ausmacht, ist nicht nur das verfügbare Einkommen, sondern auch die Lebenszeit. Nachweislich gibt es einen Zusammenhang zwischen der Höhe des Einkommens, der Gesundheit und der Lebenserwartung. Arme Menschen sterben früher als reiche.

Zum Zweiten ist die freie Verfügungsgewalt über die eigene Zeit ungleich verteilt. Zeitraubende anstrengende Tätigkeiten wie Putzen oder andere Hausarbeit können wohlhabende Personen weiterdelegieren. Menschen mit geringem Verdienst können ihre Zeit hingegen am wenigsten selbstbestimmt planen. Insbesondere armutsbetroffene Menschen leben oft in prekären Wohnsituationen, sind von gesundheitlichen Einschränkungen betroffen und haben einge-schränkte Möglichkeiten, soziale Kontakte zu pflegen. So können sie auch weniger am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

Im Teufelskreis

Der Caritas-Sonntag 2024 lenkt die Aufmerksamkeit auf diesen Zusammenhang. Die Spenden kommen armutsbetroffenen Menschen in der Region zugute. Ebenfalls im Blickfeld stehen die Working Poor. Das sind Menschen, die trotz voller Erwerbstätigkeit arm oder von Armut bedroht sind. Sie beziehen keine Sozialhilfe, sind aber dennoch in Umständen gefangen, die sie blockieren. Menschen in Erwerbsarmut benötigen Bildungsabschlüsse, um existenzsichernde Einkommen zu erzielen, haben jedoch kaum Zeit und Energie, sich weiterzubilden. Ein Teufelskreis aus finanziellen Engpässen und Zeitmangel.

Die Hand reichen

Caritas Luzern setzt sich dafür ein, diesen Kreislauf zu durchbrechen und Menschen in prekären Lebenslagen eine Hand zu reichen. Die Organisation vermittelt nicht nur Patenschaften, sondern begleitet Betroffene mit einer Sozial- und Schuldenberatung, ermöglicht Zugang zu vergünstigten Lebensmitteln sowie Bildungs-, Kultur-, Sport- und Gesundheitsangeboten. Unterstützung und Spenden tragen dazu bei, dass mehr Menschen die finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten erhalten, die sie brauchen, um ein erfülltes Leben zu führen.
 

Kollekte für die Caritas

Die Kollekte aus den Gottesdiensten am Wochenende vom 28. und 29. Januar ist für die Caritas Luzern bestimmt, das Hilfswerk der katholischen Kirche im Kanton Luzern. Die Spenden kommen auch dieses Jahr armutsbetroffenen Menschen aus der Region zugute.